Marco.
Zwei Mönche von
Charakterhgur des I5. Jahrhunderts unter den Florentiner Künstlern, als,
um einen scharfen Gegensatz aufzugreifen, Donatello in seiner Art.
In erster Linie arbeitete Fiesole für sich und sein Kloster, und durch
ein günstiges Geschick blieben uns an dem Hauptorte seiner Thätigkeit,
nämlich im Kloster S. Marco, wo er 1436-1445 lebte, die Gemälde gut
erhalten, mit denen er Kreuzgang und Kapitelsaal, sowie die Zellen seiner
Brüder schmückte. Hier wird man Fiesole auch in erster Linie studiren
müssen; nicht etwa, weil er als F reskomaler grösser denn als Tafelmaler
gewesen seine Fresken wie seine Tafelgemälde besitzen eigenartige
Vorzüge und er erscheint gleich gross in beiden sondern weil sich
hier an dem Orte, wo der Künstler lebte und wirkte, in den stillen,
bescheidenen Räumen, der schlichten Umgebung, die so massgebenden
Einfluss auf sein Denken und Empfinden übte, zahlreiche, zum Theil
besonders charakteristische Werke des Meisters noch an der Stelle
erhalten haben, für die sie geschaffen.
Von den Fresken des Kreuzganges gehören die, welche die Poesie
des Klosterlebens darstellen, entschieden zu den tief empfundensten
Schöpfungen Fiesoles. In der Lünette über der Thür zur Pilgerherberge:
Christus in schlichtem Pilgergewande, der von zwei Dominikanern empfangen
wird; wie edel und mild ist der Ausdruck Christi, wie freundlich drängen
die beiden Klosterbrüder in ihn, in die Herberge einzutreten. Gleich tief
empfunden ist das Bild in der Lünette über der Sakristeithüre, das die
Mönche an das Gelübde des Schweigens erinnern soll: der hl. Petrus
Martyr blickt mit dem von schwerem Leid durchfurchten Gesicht tief
ernst auf den in die Sakristei Eintretenden herab und hat, um zum
Schweigen zu mahnen, den Zeigefinger der rechten Hand auf die fest-
geschlossenen Lippen gelegt; sehr charakteristisch für F iesoles Kunst ist
das in lebensgrossen Figuren ausgeführte Bild des vor dem Gekreuzigten
betenden Dominikaners. Fiesole hat den Gekreuzigten, sowie den Domini-
kaner, der am Kreuze betet, in diesen Räumen oft behandelt, so in dem
schönen Bilde auf dem Gange in dem ersten Stock, gegenüber der Ver-
kündigung, dann auch in den Zellen 16-22, wobei er charakteristischer
Weise nie einfach das Bild wiederholt, sondern stets ein neues schafft;
jedes enthält originale Züge. Fiesole will in diesen Bildern nicht ein
historisches Gemälde der Kreuzigung geben, nicht eine Darstellung Christi,
wie er als Mensch leidet, sondern er stellt dar, wie der Klosterbruder vor
dem Kruzifix betet, das uns daran erinnern soll, wie der Heiland durch
sein Leiden die Menschheit erlöst, und deshalb verzerrt nicht der Schmerz
die Züge Christi, sondern Ruhe und vergebende Milde spricht aus ihnen,
ähnlich wie auch der Christus mit den NVundenmalen im I-"reuzgange nicht
durch den Ausdruck tiefen Schmerzes erschüttert, sondern durch das
Sanfte, Versöhnende rührt; es giebt keinen zweiten Künstler, der so