Zwei Mönche von
S. Marco.
zwischen Fiesole und Fra Bartolommeo, welche Welt erst zwischen ihnen
und Savonarola. Nicht ausser uns, nur in uns liegt Glück und Friede;
äusseres Geniessen wie Entsagen vermag gleich wenig sie zu gewähren;
wohl dem, der den Frieden in sich trägt, wie Fiesole, und dem, der die
stille Grösse eines Bartolommeo besitzt. Aber wie mächtig wirken doch
andererseits die äusseren Umstände, unter denen wir leben, auf unser
ganzes Denken und Empfinden, und so erklären sich denn auch bei Fiesole
wie bei Bartolommeo zu einem grossen Theile ihre eigensten Vorzüge,
ebenso wie die engen Schranken, die ihrer Kunst gezogen waren, aus dem
Leben im Kloster von S. Marco.
Fra Giovanni Angelico da Fiesole, der den Laiennamen Quido hatte,
wurde 1387 zu Vicchio geboren, und trat mit seinem Bruder 1407 in das
Dominikanerkloster zu Fiesole. Die nächsten zehn Jahre hielt sich der
Künstler mit seinem Orden in Cortona auf, erst 1418 konnte derselbe
nach Fiesole zurückkehren, wo er blieb, bis die Dominikaner 1436
in S. Marco in Florenz einzogen. Dass wir über sein Leben wenig
Nachrichten besitzen, ist natürlich, es verfloss eben in der stillen Zelle;
sein Kloster soll er nur einmal verlassen haben, als er 1445 durch Papst
Eugen IV. nach Rom berufen wurde. Von dort ging er 1447 zur Aus-
malung der capella nuova nach Orvieto, kehrte aber bald nach Rom
zurück, wo er 1455 starb. Ausführlich schildert dagegen Vasari den
herrlichen Charakter des Künstlers; er rühmt seine heilige Lebensweise,
seine Mildthätigkeit gegen die Armen, seine Verträglichkeit mit den
Brüdern, seine Abneigung gegen jeden Ehrgeiz; vor Allem aber zeigte
er, wie die reine, hohe Kunst des Meisters nur der Ausdruck seines edlen
Wesens war. Sein Leben war nur Gott, dem Segen der Welt und des
Nächsten gewidmet. Die Kunst übte Fiesole nur im Dienste Gottes, sie
war ihm eine heilige Sache; er pflegte zu beten, ehe er an die Arbeit
ging, und war der Ansicht, dass wer Christi Thaten schildern wolle, alle
Zeit bei ihm sein müsse. Fern war er von allem Tendenziösen, was der
Kunst so gefährlich, es leitete ihn vielmehr der ächt künstlerische Sinn
für das Schöne; er glaubte, sagt Vasari, die Schönheit der hl, Männer
und Frauen müsse die der irdischen in dem Grade übertreffen, in welchem
der Himmel höher ist als die Erde und unser irdisches Machwerk. Der
kindlich reine Charakter, das Naive im besten Sinne des Wortes, das
Friedliche und Seelenvolle, das ist es, was F iesole adelt. Er war früh in
das Kloster getreten, das leidenschaftliche Ringen des Lebens scheint ihm
erspart geblieben zu sein, er kennt nicht die tiefe Gluth der Leidenschaft
und nicht ihre gewaltige Grösse, was ihn beseelt, ist die Religion der
Liebe, was er träumt, der seelenvolle Friede des Himmels.
Fiesole muss künstlerisch schon weit fortgeschritten gewesen sein, als
er in das Kloster trat; für seine, technische Ausbildung haben Crowe und