Volltext: Deutsche und italienische Kunstcharaktere

 
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  zieht weit vom Domplatze in Florenz, einem Hauptmittelpunkt 
a  1 des Lebens der Stadt, durch zwei breite Strassen mit ihm 
"95 k? verbunden, liegt die piazza S. Marco, an deren nordöst- 
 licher Seite die Kirche des hl. Markus und daneben dessen 
Kloster steht. Das Kloster, dessen Aeusseres ganz schlicht, erhielt seine 
jetzige Gestalt wesentlich seit 1436, in welchem Jahre es aus dem Besitz 
der Silvestriner in den der Dominikaner überging. 
Mitten in dem geräuschvollen Leben der grossen Stadt empfinden 
wir hier den Frieden eines stillen, von dem Getriebe der Welt zurück- 
gezogenen Daseins; fast unberührt vom Laufe der Zeit steht das Kloster 
heute noch wie im I5. jahrhundert. Durch die Pforte neben der Kirche 
betreten wir dasselbe, das sich an die nach Südosten gewendete Langseite 
der Kirche anschliesst. Um einen quadraten Raum gruppiren sich die 
Haupträume; zu ebener Erde öffnet sich das Gebäude durch den Kreuz- 
gang  eine schöne, freie Halle mit je sechs Säulen auf jeder Seite  nach 
dem Hofe, aus dem ersten Stock, sehen die kleinen, oben im Rundbogen 
geschlossenen Fenster auf denselben herab, auf das kleine Stück der 
schönen Natur, das den hier eingeschlossenen Mönchen geblieben, das 
ihr Erholungsplatz, zugleich aber auch ihre Begräbnissstätte. Unwillkür- 
lich denken wir daran, welch tiefer Friede, welch stilles Glück in diesen 
Mauern wohnte, und wie die schönsten Seiten klösterlicher Zurückgezogen- 
heit hier ihren vollendetsten künstlerischen Ausspruch gefunden durch 
Fiesole, wie dann, im Gegensatze zu dieser kindlich heiteren und seelen- 
vollen Natur, der ernste Fra Bartolommeo darnach strebte, das Göttliche 
weihevoll in einfacher Grösse darzustellen, und wie sich zwischen sie die 
düstere, leidenschaftliche, ja fanatische Gestalt des unglücklichen, aber edlen 
Busspredigers Savonarola drängt. Sie stehen vor uns als die grossen Vertreter 
der Vielen, die diese Räume bewohnt. Sie Alle, die da weilten, sollten in 
gleicher Weise nach demselben Ziele streben; und doch, trotz aller äusser- 
liehen Gleichheit, wie verschieden sind ihre Ziele geworden, welche Kluft liegt
	        
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