Verona.
zur Anpassung an den gegenwärtigen Standort unten abgeschnitten
wurden mit stiller Theilnahme sehen sie nach den klagenden Frauen.
Charakteristisch für die Veroneser Plastik des I4. und des beginnen-
den I 5. Jahrhunderts ist hier der Sinn für grosse Iiormen für einfache
Details, der sich ebenso in den Figuren, als in der zwar noch etwas steifen,
aber doch durch einzelne Züge beachtenswerth belebten Composition aus-
spricht, wie auch in der Bewegung, vor Allem in der edlen Haltung der
Maria, namentlich auch in der einfach zügigen Behandlung des Gewandes.
Die Auffassung der Maria ist ächt italienisch, sie ist eine tragische Gestalt
voll Hoheit, nicht die klagende Mutter, wie sie die deutsche Kunst so innig
erfasste. Das Herbe der Charakteristik, zumal bei den klagenden Frauen,
erscheint aber, speciell für den Oberitaliener bezeichnend, begründet in
seinem eigenthümlichen, ich möchte sagen, scharfen Naturalismus, mit
dem uns diese Gruppe auf Mantegna weist, welcher diesem Charakterzug
oberitalienischer Kunst den bedeutendsten Ausdruck verliehen.
Früher als in der Architektur Verona's zeigen sich in dessen Plastik
die Einflüsse der Renaissance offenbar unter Anregung Padua's, das durch
Donatello's Thätigkeit eine so grosse Bedeutung als Vorort florentinischen
Kunstlebens für Oberitalien gewann. Das Werk, mit dem die neue Rich-
tung in Verona Fuss fasste, ist das Grabmal Brenzoni (1420) in S. F ermo,
das Donatellds Gehülfe, der Florentiner Giovanni Bartolo, genannt il Rosso,
fertigte. Die grosse, an der Nordwand in der Kirche aufgestellte Gruppe
der Auferstehung Christi zeigt allerdings, wie Burkhardts Cicerone bemerkt,
nicht den entwickelten Stil der Kunst Donatellds und seiner Richtung,
sondern mehr den Charakter eines Werkes des Ueberganges aus der
mittelalterlichen in die moderne Kunst; es mag dies mit durch die Be-
steller, wohl noch mehr aber durch die künstlerische Umgebung bedingt
sein, in der hier der Florentiner arbeitete, trotzdem zeigt aber ein Ver-
gleich mit den älteren Grabmälern Verona's, z. B. mit dem des Barnabas
de Moranis in S. Fermo, deutlich, wie dies Werk einer freieren Kunst, die
es der Herkunft des Meisters aus der Florentiner Schule verdankte, einen
wesentlichen Umschwung in der Veroneser Plastik hervorrufen musste.
Von Architektur will der Florentiner hier nichts mehr wissen, sie wird
gänzlich beseitigt, nur die Consolen, welche die Gruppe tragen, mit ihrem
krausen, spätgothischen Ornament erinnern noch an sie; ihn interessirt
allein die figürliche Plastik, so dass er nicht einen reichen plastischen
Schmuck um den Sarkophag anordnet, sondern nur eine Darstellung der
Auferstehung giebt; nur durch die Wappen an dem Sarkophag, aus dem
Christus ersteht, werden wir daran erinnert, dass wir hier vor einem Grab-
mal der Familie Brenzoni stehen. Für die eigenartige, streng natura-
listische Darstellung ist äusserlich der felsige Boden charakteristisch, auf
dem die Wächter liegen, und wo zwischen dem Gestein Schnecken und