hier in Betracht kommen, fast ausschliesslich auf die horizontale
oder mässig geneigte Richtung. Es ist uns freilich der nach oben
geworfene Stein auch in jeder Beziehung geläufig, doch existirt
keine Brücke, welche die Vorstellung desselben mit der des be-
wegten menschlichen Körpers verbindet, und die Gestalt des
vertical nach aufwärts springenden Menschen ist nicht geeignet,
deutliche Erinnerungsbilder zurückzulassen, und wäre sie es, so
würden dieselben jedenfalls zu keinen anmuthigen Bildern führen.
Ich glaube, dass damit der oben erwähnte Umstand zu-
sammenhängt, dass die Darstellung des Schwebens nach oben
auf Schwierigkeiten stösst. Dieselben beziehen sich auf ge-
rnässigte, wie auf lebhafte Bewegungen. Der Künstler findet
eben die zu einer solchen Versinnlichung nöthigen Erinnerungs-
bilder weder in sich, noch im Beschauer vor.
Es hat sich demnach als Resultat unserer Betrachtungen
ergeben, dass ein Künstler, der sich anschickt, eine schwebende
oder fliegende Figur zu bilden, dieselbe nicht so gestaltet, wie
sie erscheinen müsste, wenn sie schwerlos wäre, sie auch nicht
mit jenen Attributen ausstattet, die ihr zukommen müssten,
sollte sie das Vermögen des Fluges besitzen. Er verfährt viel-
mehr wesentlich anders. Sein Trachten geht einzig und allein dahin,
dass er durch eine Reihe von Kunstgriffen in dem Beschauer
Ideenassociationen wachrufe, welche demselben die Vorstel-
lungen des Schwebens dringend nahelegen. Es ist also eine feine
psychologische Arbeit, die er hier unternimmt. Es stützt sich
dabei auf eine allgemeine Eigenschaft unseres Vorstellungsver-
mögens. Dieselbe besteht darin, dass wir, ohne uns darüber
bewusst zu sein, als Ursache einer bestimmten Erscheinung in
einem concreten Falle immer diejenige annehmen, welche sich
erfahrungsgemäss in unzähligen ähnlichen Fällen als die rich-
tige herausgestellt hat. Weil wir im Laufe unseres ganzen
Lebens bei jeder stehenden Gestalt ihren Schatten bis an ihre
Füsse reichen sahen, und bei jedem in irgend einer Weise in
der Luft gehaltenen Objecte die Berührung desselben mit
seinem Schatten vermissten, genügt es schon, wenn der Maler
den Schatten des Beines erst in einiger Entfernung vom FUSSC
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