dass es auch dann noch das erweisen würde, was es erweisen
soll, wenn es um das Doppelte und mehr zu gross ausgefallen
wäre. Der Körper ist also, indem wir ihm sein normales Ge-
wicht zusprachen, offenbar als zu schwer angesehen worden.
Andererseits kann man dieselbe Gedankenfolge verwenden,
um die Schwere des Körpers, welche der Maler vorausgesetzt
hat, näherungsweise zu bestimmen. Es ist nur nöthig, eine
Annahme darüber zu machen, wie schnell sich unsere Putte in
der Luft bewegt. Mir macht dieser zielende Knabe den Ein-
druck, dass er jedenfalls nicht mehr als zwei Meter in der"
Secunde zurücklegen kann. Unter dieser Voraussetzung ergibt
sich als Gewicht der ganzen Knabengestalt, auf der Wage
bestimmt, zwei Gramm. Man würde ihn also mit Leichtigkeit
in die Luft blasen können.
Diese Betrachtungen zeigen, dass wir es mit einem Fliegen
im mechanischen Sinne hier durchaus nicht zu thun haben.
Man kann zur besseren Uebersicht die schwebenden Figuren
nach ihrer Darstellung in drei, natürlich durchaus nicht scharf
von einander getrennte Gruppen theilen. 1. Gruppe: Der Künstler
hat sich von der Vorstellung der Schwere seiner Gestalten noch
nicht vollständig losgemacht. 2. Gruppe: Dem Künstler sind
seine Gestalten in der That schwerlos. 3. Gruppe: Die schwer-
losen Gestalten bewegen sich durch eine ihnen innewohnende
Kraft im Raume.
Der ersten Gruppe gehören jene mannigfaltigen Motive
an, durch welche der Künstler die Schwere seiner Gestalten zu
bernänteln oder über sie hinwegzutäuschen sucht, indem er
ihnen wenigstens scheinbar eine Unterlage, eine Stütze oder
einen Haltpunkt gibt. So lässt Masaccio seinen Engel, der Adam
und Eva aus dem Paradiese treibtl), auf den vom Winde auf-
geblähten Falten seines eigenen Gewandes knien, um die Vor-
Stellung zu erwecken, dass die Kraft des Windes der Last des
Körpers entgegenwirke. Ich brauche kaum zu erwähnen, dass
es sich hier nur um eine künstlerische Andeutung, sagen wir
Florenz.