nter die grosse Anzahl psychologisch interessanter Fragen,
U die sich dem aufmerksamen Beschauer von Kunstwerken
aufdrängen, gehört auch die: wie ist es zu erklären, dass es
Künstlern gelingt, Objecte oder Vorgänge, die nie ein Mensch
gesehen hat, ja, deren Existenz zu den Unmöglichkeiten gehört,
so darzustellen, dass sie nicht nur nichts Frerndartiges, sondern
etwas Anheimelndes an sich haben, fast als Würden sie alte
Erinnerungen an oft Gesehenes wachrufen?
Für eine derartige Erscheinung des Kunstlebens mag hier
der Versuch gemacht werden, die Frage zu beantworten, für
die Erscheinung, dass seit Jahrtausenden Künstler schwebende
und fliegende Figuren darstellen, welche sich in der Luft so
zu benehmen scheinen, als wäre diese ihr eigentliches Element.
In der That finden sich fliegende und schwebende Gestalten
von Menschen und Thieren schon auf altgriechischen Vasen,
was nicht Wunder nehmen kann, wenn man bedenkt, wie sehr
Homer's Schilderungen den Griechen in Fleisch und Blut über-
gegangen sind, und wie sie zur bildlichen Darstellung einladen.
"Treibend schwang sie die Geissel, und rasch hiniiogen die Rosse
Zwischen der Erd" einher und dem Sterngewolbe des Himmels.
Weit wie die nebelnde Fern" ein Mann durchspäht mit den Augen,
Sitzend auf luftiger Wart', in das ünstere Meer hinschauend:
50 weit heben im Sprung sich der Göttin schallende Rosse."1)
Ja, neuere archäologische Forschungen haben ergeben, dass
die bildliche Darstellung der geflügelten Gestalten Griechenlands
in einer Zeit, welche zwischen der homerischen und der eigent-
Voss,
Ilias
768.