Volltext: Über Kunst, Künstler und Kunstwerke

III. 
LEBENDE 
BILDER. 
 ine der beliebtesten Schaustellungen, die namentlich 
  in Privatgesellschaften gerne veranstaltet wird und 
  dort Ersatz für theatralische Aufführungen bieten 
muß, ist das Stellen nlebender Bildera. Es würde auffällig 
sein, daß ein so lange Vorbereitungen kostendes und in 
schrolfem Gegensatze dazu so kurz dauerndes Vergnügen 
immer wieder so großen Beifall und zwar in erster Linie 
bei den Ausführenden selbst Endet, wenn nicht die sehr 
begreifliche Freude, die eigene liebe Persönlichkeit in vor- 
teilhafter Weise zur Geltung zu bringen, sich als leichte 
Erklärung darböte. Hieran ethische Betrachtungen, die 
etwa gar moralische Wendung nehmen könnten, zu knüpfen, 
ist nicht unsere Absicht. Wir wollen nur die ästhetische 
Seite der Frage hervorkehren, die schon der Name an die 
Hand giebt. Das Bild ist nicht lebendig im natürlichen 
Sinne des Wortes; das Leben gestaltet sich nur selten und 
dann nur in einzelnen Augenblicken zum Bilde, wenn wir 
diesen tineigentlichen Ausdruck dann überhaupt gebrauchen 
dürfen. Inwiefern ist nun eine Verbindung dieser beiden 
sich ursprünglich ausschließenden Begriffe denkbar, und 
welche Stellung ist der Verkörperung dieser Verbindung 
von Seiten der ästhetischen Betrachtung anzuweisen? 
Der in mancherlei Bedeutung gebrauchte Ausdruck 
vBilda kann hier nur in der ästhetischen Auffassung ge- 
nommen werden, wie er sich am leichtesten aus dem
	        
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