KUNST, SYMBOLIK um) ALLEGORIE.
ung verloren, welcher aus dem Bewußtsein der Unter-
ordnung des irdischen Geschickes unter die Göttermttcht
und aus dem Ausdrucke kindlichen Vertrauens zur Hilfe der
günstigen Gottheit entspringt. So erhält der Festzug auf
dem Parthenonfriese seine volle Bedeutung erst dadurch,
daß die Götter ihm zuschauen und die in ihm liegende
Huldigung mit wohlwollender Gnade in Empfang nehmen.
Die Münchener Gruppe von Mutter und Kind wird immer
eine reizvolle bleiben und warme Lebenswahrheit nachfühlen
lassen, selbst wenn wir jetzt wissen, daß sie Eirene und
Plutos darstellt, also reine Allegorie des den Reichtum
schaffenden Friedens sein soll: warum jetzt bei dem An-
blick der Gruppe ein Frösteln empfunden werden sollte,
von dem niemand etwas geahnt hat, so lange die Mutter
für Ino-Leukothea, das Kind für Melikertes angesehen wurde,
ist unerfindlich. Es scheint vielmehr, daß der Künstler
jetzt eine um so höhere Bewunderung verdient, da wir
sehen, wie er einer abstrakten Vorstellung einen so lebens-
wahren Ausdruck verliehen hat, daß, so lange das jetzt
fehlende einzige Merkmal, welches die Allegorie andeutete,
das vom Kinde gehaltene Füllhorn, nicht erkannt war,
niemand eine Allegorie vermutete: es ist also dem Künstler
gelungen, das Allgemeine der Abstraktion mit der vollen
Kraft des Reizes der Individualität zu erfüllen, so daß die
Teilnahme gerade der Art der Darstellung gilt, die Kunst-
Schöpfung also eine ästhetische geworden ist. Aber auch die
christliche Kunst ist mit solchen Vermischungen und alle-
gorischen Schöpfungen von ihrem ersten Stammeln an bis
zu ihrer höchsten Blüte hin angefüllt. Wie naiv tritt im
Baptisterium der Arianer zu Ravenna neben die Taufe
Christi der Flußgott jordan, der hier, wie mehrfach in
entsprechenden Darstellungen, natürlich zur Allegorie ge-
worden ist, aber in ganz antiker Weise die Lokalität an-
deutet und so zur Klarheit des Ganzen beiträgt. Mit nicht
minderer Naivität wird bei Verwendung historischer Personen
der historische Thatbestand aufgelöst, so daß mit Beiseite-
setzung der wirklichen Zeit- und Ortsverhältnisse die
ursprünglich historischen Gestalten symbolische Bedeutung
gewinnen. So tritt vielfach der ganz erwachsen dargestellte