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KUNST, SYMBOLIK um) ALLEGORIE.
Realität von Gottheiten glauben, welche in irgend einer
Weise den hier dargestellten Vorgang herbeiführten. XVenn
wir aber die letztere Darstellung künstlerisch höher stellen,
so geschieht es nicht, Weil hier keine Vermischung der
Darstellungsweisen vorliegt, wie dort, sondern weil die Art
der Darstellung eine weit vollendeter-e ist. Ebenso geben
auf den sogenannten Unterweltsvasen Orpheus und Herakles
in der Unterwelt für den mythusglätibigen Griechen einen
historischen Vorgang wieder. Sie selbst, sowie die anderen
dem irdischen Leben tirsprünglich angehörigen Persönlich-
keiten in der Unterwelt: Sisyphus, Tantalus, die Danaiden,
die Unterweltsrichter, gehören der erzählenden Kunst an.
Die göttlichen Figuren, die Furien, sind symbolisch: ihre
Existenz steht dem gläubigen Griechen nicht in Frage; der
Künstler weiß aber, daß er sie bloß andeuten, nicht abbildlich
wiedergeben kann. (Vgl. V. Valentin: Orpheus uud Herakles
in der Unterwelt. Ein antikes Bild nach drei Vasenge-
mälden beurteilt und Versuch einer Würdigung seines
künstlerischen Gehaltes. Mit Abbildungen der drei Vasen-
gemälde. Berlin, G. Reimer 1865). Für uns freilich hat
der ganze Vorgang nur allegorische Bedeutung, und ebenso
auch für Cornelius, der gleichfalls den Orpheus in die Unter-
welt zu deren Herrscherpaar hinabsteigen laßt und jene Ge-
stalten uns vorführt es sei denn, daß der moderne Meister
in Dante'scher Weise den antiken Göttern eine relative Re-
alität zuerkannt hätte: dann tritt ein als historisch aufzu-
fassender Vorgangmit symbolischen Gestalten in Verbindung,
während der Gesamtsinn allegorisch bleibt. Aber nicht nur
daß überhaupt zu allen Zeiten solche Vermischungen vor-
kommen, zeigt die Kunstgeschichte: sie lehrt noch vielmehr.
Sie Weist nach, daß eine Reihe der großartigsten und herr-
lichsten Meisterwerke, deren ungeschmalerter Ruhm durch
die Jahrhunderte geht, nicht nur diese Vermischung zeigt,
sondern daß ihre bedeutende Wirkung gerade auf der durch
diese Vermischung erst ermöglichten Vertiefung unserer
Emphndungs- und Anschauungsweise beruht. Wenn in der
historischen Darstellung der Kämpfer in den Äginetengruppen
die der symbolischen Kunst angehörende Göttin Pallas Athene
fehlte, so wäre damit gerade der tiefere Gehalt der Schöpf-