50 KUNST, SYMBOLIK um: ALLEGORIE.
besonnenes Urteil nicht zweifeln kann, kommt in Frage,
sondern die Einzelleistung. Für diese aber gilt der allgemeine
Satz: dem Künstler ist erlaubt, was er kann. Traut er
sich mehr zu, so ist nicht das von ihm gerade gewählte
Gebiet der Kunst, sondern sein Mangel an Können schuld.
Auch eine andere Frage findet hierdurch ihre Erledigung.
Müssen die drei Darstellungsarten der Kunst bei deren
Schöpfungen getrennt auseinandergehalten werden, oder
dürfen sie innerhalb einer und derselben Schöpfung sich
verbinden? Wäre ein Wesensunterschietl der drei Dar-
stellungsarten vorhanden, so wäre kein Zweifel, daß sie
getrennt bleiben müßten. Nun besteht aber ihr Unterschied
einzig und allein in dem Verhältnis des Bildes zu dem
Gegenstande der Darstellung: in dem Grundcharakter der
Kunst, der Bildlichkeit überhaupt, stimmen sie durchaus.
überein. Da nun jene Verschiedenartigkeit des Verhältnisses
von Bild zu Gegenstand der Darstellung keinen Wesens-
unterschied zur Folge hat, so ist auch kein Grund vorhanden,
weshalb eine Verbindung der Darstellungsarten ausge-
schlossen sein sollte. Es wird sich vielmehr im einzelnen
Falle fragen, ob und wie weit es dem Künstler gelungen
ist, eine ästhetische Wirkung zu erzielen. Ist diese vor--
handen, so tritt die Frage nach der Berechtigung überhaupt
nicht hervor: sie macht sich nur dem Unvermögen gegen-
über geltend, welches sich eine Aufgabe zugetraut hat, die
zu lösen die Kraft nicht zureichte. Oder werden wir dem
Dürerschen nRitter, Tod und Teufels gegenüber in erster
Linie getrieben, über die Vermischung der Darstellungs-
arten zu grübeln? Es ist wahr: der Ritter gehört der zu
typischer Bedeutung erhobenen historischen Darstellung an,
der Teufel, an dessen leibhaftige Existenz der Künstler
mit seiner Zeit doch wohl geglaubt hat, ist symbolische
Darstellung, da der Meister sich sicherlich wohl bewußt
war, daß er kein Konterfei, sondern nur eine andeutende
Darstellung gebe; der Tod gehört der allegorischen Kunst
an, ebenso wie die Gesamtdarstellung eine allegorische
ist: das alles aber wirkt mit solch urwüchsiger Kraft, einer
Naturgewalt gleich, daß niemand sich des Gefühles erwehren
kann, es müsse so sein, daß niemand an der Selbstver-