Kuxsr,
SYMBOLIK um)
ALLEGORIE.
Sehnsucht eben dieser Psyche bleibt. Eine ästhetische
Kunstschöpfung ist somit eine auf dem Gebiete der Sinne
erreichte relativ giltige Lösung des metaphysischen Rätsels
inbetreff des Zusammenhanges der Dinge, und eben dieser
Umstand erklärt jene wunderbare, uns in der geheimnis-
vollsten Tiefe unseres Empfindens erfassende Wirkung einer
ästhetischen Kunstschöpfung, welche sie wie die Offen-
barung einer höheren Welt erscheinen liißt: sie ist es auch
thatsächlich, da sie uns einen Kosmos nicht nur erkennen,
sondern sogar schauen oder hören läßt, wo wir sonst
wegen der Vielheit und derDivergenz derEinzelerscheinungen
einen Zusammenhang zwar voraussetzen dürfen, aber nicht
erkennen können, so daß wir über das Chaos nicht hinaus-
kommen, wie es mit Hilfe der ästhetischen Kunstschöpfung
wenigstens für die durch sie gebotene Reihe der Erscheinungen
der Fall ist. Daher entsteht jener Eindruck beseligender
Ruhe, welche mit der Kraft einer Erlösung von der
ästhetischen Kunstschöpfung in die Psyche übergeht.
Demgemäß ist das Bestreben, eine Reihe von einzelnen
Eindrücken zu einem Ganzen zusammenzuschließen das,
was zuerst und stets am deutlichsten bei einer ästhetischen
Kunstschöpftmg hervortritt. Es kann dies aber nur dadurch
geschehen, daß in der Art der Gestaltung eine Gesetzmäßig-
keit erkennbar wird, welche eben jenen Zusammenhang,
jene Zusammengehörigkeit der Einzelheiten in unserer
Empfindung zur Folge hat. Diese Gesetzmäßigkeit in der
Art der Gestaltung macht sich zuerst durch die Einordnung
der scheinbar willkürlichen Gestaltungen, wie die Natur sie
bietet, in leicht erkennbare, also in die einfachsten Form-
verhältnisse fühlbar. Solche sind die Gradliniglteit, die
Kreis- und Bogenlinien, der Parallelismtis, die Symmetrie,
die einfachen Zahlenverhältnisse, die Proportionen von den
einfacheren Verhältnissen bis zu dem goldnen Schnitt.
Die sich überstürzende Welle wird zum gradlinigen Mäander,
später zur rundbogigen, streng gleichförmigen Welle,
gleiche Richtung verfolgende Linien werden parallel, die
Körper gestalten sich streng symmetrisch in der horizontalen
Entwickelung, während in der Höhenentyvickelting neben
den einfacheren Verhältnissen die Proportion des goldnen