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KUNST, SYMBOLIK um) ALLEGORIE.
zur Beantwortung der zweiten Frage nach der Berechtigung
der einzelnen Darstellutngsarten verwertet werden.
Die Frage nach dem Zwecke der Kunst ist in dieser
Fassung falsch. Sie beruht auf der stillen Voraussetzung,
als ob der Zweck der Kunst ein einheitlicher und stets
derselbe sei. Nun ist die Kunst in ihrer ganzen Ent-
wickelung zwar eine Einheit inbeztig auf ihr charakteristisches
Merkmal, die Bildlichkeit; sie ist es aber nicht inbezug
auf ihre Stellung zur Menschheit, und in dieser liegt ihr
Zweck begründet.
Der in der Ästhetik durchweg herrschende Grundfehler
in der Auffassung der Stellung der Kunst zur Menschheit
liegt in der Voraussetzung, daß die Kunst stets und von
allem Anfang an das Erzeugnis einer idealen Richtung des
menschlichen Geistes gewesen sei. Nun liegt allerdings
in der Thatsaclte der Bildlichkeit und in der Fähigkeit des
Menschen, und zwar des Menschen allein, einen Gegenstand
bildlich aufzufassen und ihn zur Anregung einer solchen
bildlichen Auffassung äußerlich unizugestalten, die Möglich-
keit der Verwendung dieser Thatsache und dieser Fähigkeit
nach idealer Richtung hin als Keim vor. Aus dem Vor-
handensein der Möglichkeit folgt aber noch nicht die
Notwendigkeit ihrer Verwendung. Diese tritt vielmehr
zuerst infolge eines Bedürfnisses ein, ist also die Folge
einer Notlage, welcher durch die Verwendung jener Mög-
lichkeit gesteuert werden soll: der Zweck, der durch diese
infolge einer Notwendigkeit entstehende Verwendung einer
vorhandenen Anlage im Menschen zu Kunstschöpfungen
und darnit der Kunst erreicht werden soll, ist somit ein
praktischer. Festhaltung der Erinnerung, Verkörperung
überirdischer, der irdischen in ihrer Erscheinungs- und
Handlungsweise gleichartig vorausgesetzter Macht, Mitteilung
dessen, was man will oder verlangt, das sind die Gebiete
des praktischen Bedürfnisses, welches durch die ganze
Geschichte der Menschheit hindurch zur Verwendung
der Möglichkeit bildlicher Darstellung antreibt. Sollen
die Heldenthaten eines Königs in dercErinnerung erhalten
bleiben, soll der Anbetung und dem Opfer ein Objekt gegeben,
soll eine Mitteilung gemacht werden, so greift der Mensch