KUNST, SYMBOLIK um) ALLEGORIE. 33
Wendung kommt. Der Hirtenstab in der Hand des Priesters
wird symbolisches Attribut: er deutet sein dem Hirtenamt
entsprechendes Amt in gleichartigerWeise an. Die Krone ist
ein allegorisches Attribut: sie ist ein willkürlich gewähltes
Zeichen, welches ein Amt andeutet, mit welchem das Zeichen
keinerlei körperliche Uebereinstimnning hat. Die Wirklich-
keit verwendet also die verschiedenartigen Attribute
nebeneinander, ohne einen Wesensunterschied zu machen,
und folgt dabei der sich darbietenden Möglichkeit. Kann
sie eine Bedeutung gleichartig andeuten, so thut sie es: kann
sie es nicht, so begnügt sie sich mit dem minder deutlichen
Mittel des willkürlichen Zeichens, ohne es deshalb zu ver-
werfen, weil es kein besseres Mittel giebt. Sie kann aber
beiderlei Attribute ohne Wesensunterschied benutzen, weil
in der That ein solcher nicht vorhanden ist: beide tragen
gleichmäßig den Grundcharakter derBildlichkeit, der dadurch
keine Veränderung erleidet, daß das Verhältnis von Bild
zu Vorbild jedesmal ein verschiedenes ist.
Ebenso ist es nun auch in der Kunst: auch hier werden
die sich durch ihr Verhältnis von Bild zu Vorbild unter-
scheidenden Attribute dennoch ohne Unterschied je nach
Bedarf verwendet und können es wegen des ihnen gemein-
schaftlichen Charakters der Bildlichkeit. Durch Bewahrung
dieses Charakters genügen sie vollständig dem Zwecke, zu
dessen Erreichung sie als Mittel dienen: als dienendes Glied
einer bildlichen Darstellung tragen sie, dem Grundcharakter
der Bildlichkeit sich fügend, innerhalb der durch diese Vor-
bedingung gegebenen Möglichkeit dazu bei, daß das Ganze
seinerseits seinen nächsten Zweck erreichen kann. Dieser
ist die Deutlichkeit der Darstellung. Aber wenn nun die
Darstellung wirklich deutlich ist, was will sie selbst? Wes-
halb wird sie überhaupt geschaffen? Was ist der Zweck
der Kunstschöpfung und der Kunst überhaupt? Und welche
der drei Darstellungsarten, die mit verschiedenen Mitteln
dasselbe Ziel der Deutlichkeit erstreben, entspricht nun
diesem Zwecke der Kunst? Oder entsprechen ihm alle
drei und, wenn es der Fall ist, unter welchen Bedingungen?
Erst durch Beantwortung dieser Fragen kann die Erkennt-
nis des Verhältnisses der drei Darstelhmgsarten zu einander
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