MODE.
TRACHT um)
25
erhalten, damit ja nicht ein reiner Eindruck gewonnen
werde, der allerdings der Königin in der Mode, der Ge-
schmacklosigkeit, allzu gefährlich würde. Ist jetzt z. B.
das Frauengewantl nach unten zu schmal geworden, so
drängt sich die Uebertreibung alsbald in eine andere Gegend,
deren besondere Prononcierung sehr wenig anzumuten
vermag.
Dennoch tritt in dem ewigen Wechsel der Mode eine
Gesetzmäßigkeit auf, die man mit der Regelmäßigkeit
der Flut und der Ebbe vergleichen könnte. Es zeigt sich
eine neue Strömung, etwa das Gewand weiter zu machen.
Sie drängt mit Entschiedenheit vorwärts, und in jeder
nSaisona kommt sie kräftiger zum Durchbruch: das Gewand
wird weiter und immer weiter. Da kommt endlich die
natürliche Grenze: es kann nicht weiter getragen werden;
denn reichten auch die Körperkräfte dazu allenfalls noch
aus, so wird die Unbeqtiemlichkeit, der immer bedenklicher
wachsende Widerspruch mit den sozialen Verhältnissen trotz
allem Heldenmute der Trägerinnen doch nach und nach allzu
lästig. Da tritt endlich eine Gegenströmung ein: nach der
Flut kommt die Ebbe. Die Gewänder werden nun enger
und enger: sie können so enge werden, daß man eben ge-
rade noch gehen kann, aber mit Mühe und nicht mit all-
zugroßen Schritten, wie es zu Anfang unseres Jahrhunderts
der Fall war, und nun ist wieder die äußerste Grenze er-
reicht. Da bleibt denn nichts anderes übrig als den alten
Weg aufs neue zu beginnen. So sind bis in die letzten
Jahre die engen-Aermel Mode gewesen; da sie nicht enger
werden können als die Arme sind, so müssen sie eben
wieder weiter werden, welcher Prozess sich gerade jetzt
allmählich vollzieht. Bei den Herrenröcken sind die früher
übereinandergehenden Schöße allmählich mehr und mehr
beschnitten worden, und unsre Elegants tragen Röcke, die
fast dem Fräcke gleichen. Da werden denn die Schöße
allmählich wieder sich entgegenwachsen müssen.
Interessant ist es hierbei, wie die Moden der einzelnen
Kostümstücke EinHuß aufeinander ausüben. Als seiner Zeit die
Chignons aufkamen und das ganze Hinterhaupt in Beschlag
nahmen, da rückte der Hut immer weiter nach vorne hin und