Volltext: Über Kunst, Künstler und Kunstwerke

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man aber die Blumen herabhängen, so haben sie nur hinten 
ihren Platz, wo sie sich frei entwickeln können, ohne das 
Gesicht zu stören. So darf das Gewand dem Charakter 
des Körperbaues nicht widersprechen. Von den Hüften 
bis zu den Füßen hin verjüngt sich der Körper: es ist 
widersinnig und daher geschmacklos, das Gewand nach 
unten hin weiter werden zu lassen, wie es zu verschiedenen 
Zeiten, deren letzte wir selbst miterlebt haben, in der 
Frauenkleidung Mode war. Die Kleidung seit Abschaffung 
der Krinoline entsprach weit mehr dem guten Geschmacke, 
solange wirklich ihre Tendenz die der Verjüngung war. 
Diese Verjüngung tritt sehr deutlich bei der alten griechischen 
und römischen Frauentracht auf, und es ist charakteristisch, 
daß trotz vieler Veränderungen im einzelnen das klassische 
Altertum diesen Grundcharztltter nie aufgehoben hat: die 
Verunstaltungen der Kleidung sind eines der Privilegien 
des Mittelalters, in dessen Fußstapfen wir heute noch so 
oft treten. Ebenso verjüngt sich der Arm nach der Hand 
zu und in ihr. Wenn daher jetzt bei den Herren und Damen 
die weiten Manschetten Mode werden, so ist das geschmacklos. 
Der Hals muß sich frei bewegen können: einschnürentle 
hohe Halsbinden sind daher geschmacklos, trotzdem daß 
sie sich viele Jahre lang erhalten haben. Der Charakter 
des Frauengewandes ist der des freien ungehinderten Herab- 
wallens von den Hüften an: jede Spannung durch künstliche 
Aufbauschung, besonders wenn sie nur partieller Natur 
bleibt, ist daher geschmacklos, und die heutige Mode läßt 
sich dies sehr zu Schulden kommen. Dem freien Herab- 
wallen entsprechen die Falten, deren Aufhebung schon einer 
Spannung gleich kommt. Die heutige Mode sucht sie durch 
allerlei Mittel zu ersetzen, wie die künstliche Faltenlegung 
in der Plisseeform. Diese Falten müssen, dem Zuge des 
Gewandes folgend, von oben nach unten gehen. Querfalten 
sind daher geschmacklos, und die die Querfalten ersetzenden 
Volants sind nicht viel besser. 
Ein weiteres wichtiges Gesetz ist dieses, daß jede 
Einzelheit in Uebereinstimmung mit den tibrigen stehe, so 
daß sie die einheitliche Gesamtemplindttng nicht störe: thut 
sie dies, so wird sie geschmacklos. So geht der Hauptzug
	        
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