3 28 ANHANG.
die Statue zeige in der Gesichtsbildung Abnormitäten, weist
Hasse nach, daß die Asymmetrie des Gesichtes in der oberen
Gesichtshälfte gerade das Normale ist. Dieser Nachweis ist
wichtig, weil er zeigt, wie sorgfältig die Naturbeobachtilng
des Künstlers gewesen ist: eine weitergehende Untersuchung
auf diesem Gebiete, wie ich sie im "Repertorium" angedeutet
habe, kann für die Bestimmung, in welcher Zeit die griechische
Kunst angefangen hat, die Naturbeobachtung auch auf Einzel-
heiten auszudehnen, sehr fruchtbar werden.
Schließlich sei noch auf einen kurzen Aufsatz von S. Reinach
in seinem nEsquisses archeologiquescr (Paris, E. Leroux, 1888)
hingewiesen, welcher schon früher in der Republique francaise,
1884 erschienen und nDeux rivalesa betitelt ist. Er berichtet
über die endliche vollständige Wiederherstellung des ursprüng-
lichen Zustandes nach Wegnahme der den oberen vom unteren
Block trennenden Halter und der Gypsergänzungen: nur die
ergänzte Nasenspitze ist geblieben. Die Photographie nach
dieser Neuaufstellung ist oben meinem Wiederherstellungs-
Vorschlag gegenübergestellt worden. Deutlich zeigen sich die
Abschürfungen, besonders auf der Brust. Das Loch unter der
linken Brust will Reinach erklären als ndestine a recevoir une
tige de fer servant z. soutenir le bras droit.(( Dazu ist es zu
klein und zu sehr nde forme irregulierea, so daß seine Folge-
rung, es genüge zum Beweise, daß der rechte Arm nicht
gesenkt war und die Gewandung nicht halten konnte, eine
willkürliche Behauptung ist. Der rechte Unterarm hätte,
wenn er statt abwärts zu gehen, sich nach links gehoben
hätte, so weit vom Körper abstehen müssen, daß ein sehr
kräftiger Halter dazu gehörte, um eine Wirkung auszuüben:
-dann müflte das Loch ein ganz anderes sein, Daß die
Wegnahme der Halter auf die Gesamthaltung und den Ge-
samteindruck irgend einen Einlluß hätte ausüben können, ist
bei ihrer geringen Höhe undenkbar: auch wird es durch den
Augenschein bewiesen. Die Beugung des Oberkörpers in
sich und die Bewegung des Unterkörpers in sich, die Haltung
des Kopfes und dessen Ausdruck konnten so wie so nicht
davon berührt werden. Iedenfalls hat Reinach Recht, Wenn
er sagt, daß nach ihrer Neuaufstellung nla Venus de Milo se
presente ä nous dans toute la splendeur de sa beaute, plus
digne encore, s'il est possible, des hommages que les amis
de Part lui prodiguent en choeur depuis soixante ansmc Und
so wird es auch wohl bleiben.