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Augenlides das Auge verkleinert, hier entschiedener vor-
handen. Diese etwas verschiedene Haltung des Kopfes ist
keineswegs eine Folge der plastischen Nachbildung, sondern
der photographischen Aufnahme. Beim Originale ist das
Objekt der Aufnahme weit größer als in der hier benutzten,
durch die Maschine verkleinerten Gypsnachbildung; infolge
dessen kann der Apparat bei dieser eine größere Fläche der
Aufsicht erfassen undwiedergeben. Selbstverständlich ist der
vom Originale gewonnene Eindruck der der Absicht des Künstlers
allein entsprechende, der gerade, um diesen imponierenden
Eindruck zu gewinnen, die Statue uberlebensgroß machte:
2,038 m in ihrer gebeugten Stellung, was einer Höhe von
2,092 m in voller Aufrichtung entspricht. Es muß also für
die richtige Beurteilung der Wiederherstellung der durch das
Original bewirkte Eindruck in die verkleinerte Nachbildung
gleichsam eingesetzt werden, so daß erst aus diesem Zusammen-
wirken der beiden Aufnahmen sich die richtige Auffassung er-
giebt. Die Ausführung an einem Abguß in der Originalgröße
würde erst den vollständig einheitlichen Eindruck bewirken,
welcher die ursprüngliche Absicht zum Ausdruck brächte.
jeder Vorschlag einer Wiederherstellung muß nicht nur
von den vorhandenen Thatsachen ausgehen: er muß vielmehr
auch dazu dienen, für das Vorhandene eine Erläuterung zu
geben und somit zu einem besseren Verständnis des in dem
Vorhandenen Auffälligen beizutragen. Gelingt es ihm, jede
Bewegung, jeden Zug unter dem von ihm gegebenen Gesichts-
punkte als einen selbstverständlichen, notwendigen, nicht
nur nachzuweisen, sondern, dem Charakter des Kunstwerks
entsprechend, unmittelbar zur Empfindung zu bringen, so ge-
winnt er den Anspruch auf Wahrscheinlichkeit. Ein solcher
bleibt jedoch ohne weiteres ausgeschlossen, wenn er in der
Grundlage, in dem thatsächlich Vorhandenen Anderungen
vornimmt. Dieser Vorhalt ist einem Ergänzungsversuch zu
machen, der immerhin dies für sich hat, daß er auf eine
plastische Ausführung sich stützen kann. Aber dieser Vor-
zug wird sofort durch den Umstand aufgehoben, daß der
Künstler sich eine willkürliche Änderung in der Haltung der
melischen Statue erlaubt hat. Professor JIJ. A. Zur Straxsent
in Leipzig stellt die von ihm als Venus aufgefaßte Statue mit
einem Mars zusammen. Als Vorbild zu letzterem hat ihm
offenbar der im Louvre befindliche Mars Borghese gedient,
welchen schon Ravaisson zur Herstellung einer Gruppe hat
verwenden wollen. Nur hat Zur Straßen den Kopf seines
Mars nach der Venus zu gedreht: hierzu war er berechtigt,
da er nicht die antike Statue selbst verwendet, sondern
sie nur als Vorbild benutzt hat, um eine neue Schöpfung zu
gestalten. Allein der Blick des Mars soll sich mit dem der