Volltext: Über Kunst, Künstler und Kunstwerke

PAUL 
WALLoTs REICHSTAGSGEBÄUDE. 309 
abgabe, Botenmeisterei, Stenographie und andere Bureaus, 
Archiv, Hausmeister- und Pförtnerwohnung, Polizei und 
Vxfarteräume für das Publikum finden hier ihre Stelle. 
Von besonderer Wichtigkeit ist aber, daß die Kleiderablage 
für die Abgeordneten sich gleichfalls hier befindet, wodurch 
das Hauptgeschoß entlastet wird. Dieses selbst umfaßt 
nun die hauptsächlichsten Räume: Sitzungssaal, Wandel- 
halle, Geschäftsräume des Präsidiums, des Reichskanzlers, 
Bundesrat und Bibliothek, Lesesaal und Restauration. Die 
Sitzungszimmer sind dagegen in ein früher nicht vor- 
handen gewesenes Obergeschoß gelegt. Die andere Forde- 
rung ist wohl die einer Vergrößerung der Festhalle ge- 
wesen: sie ist mit der Wandelhalle xtereinigt worden und 
bildet jetzt eine zwischen den an der Westseite liegenden 
Lese- und Restaurationssälen und dem Sitzungssaal laufende 
großartige Flucht von zwei gewölbten Sälen, welche durch 
eine mächtige Kuppelhalle verbunden sind, zusammen in 
der Ausdehnung von 96 Metern. Die dadurch gewonnene 
Bedeutung des Raumes ermöglicht es, die den Gesamtbau 
abschließende Kuppel über die Mittelhalle zu legen, wo- 
durch sie nach dem Königsplatze zu rückt und für den 
Anblick des Gebäudes von seiner Hauptseite her eine größere 
Bedeutung erhält. Zugleich aber ist die große Fest- 
und Wandelhalle dadurch in den regelmäßigen Gebrauch 
hereingezogen, daß der Eingang der Abgeordneten von 
Nord und Süd nicht mehr wie früher gerade aus in die 
Längsaxe weiterführt, sondern die Eintretenden nach derWest- 
seite hin, an den Kleiderablagen vorbei, zu den Treppen ge- 
leitet, welche nun direkt in die große Halle münden; mag der 
Abgeordnete in den Sitzungssaal gehen, mag er aus diesem 
heraustreten, um zu dem Lesesaal, zur Restauration oder zum 
Ausgang zu gehen: er muß stets durch diese Halle. So ist 
der bedeutende Raum einem müßigen, nur bei besonderen 
Festlichkeiten zur Thätigkeit kommenden Dasein entzogen 
und für die Bewegung des täglichen Lebens gewonnen. 
Der durch diesen Festraum verlangte größere Raum ist da- 
durch ersetzt, daß die früher eingezogene Ostseite bis 
zur Baugrenze hinausgerückt worden ist. Hierdurch ist 
jedoch der Vorbau verloren gegangen, welcher im ersten
	        
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