306 PAUL WAtLoTs REICHSTAGSGEBÄUDE.
gleichfalls durchVorspringen zu Eckpavillons sich gestalten. In
ihnen wiederholt sich der hochragende Bogenabschluß der
großen Fenster im Hauptgeschoß, der im Mittelrisalit an
der Hauptstelle sich dreimal zeigt, wodurch das Korrespon-
dieren der Ecken mit der Mitte und deren Zusammenge-
hörigkeit noch deutlicher gemacht wird. Auch auf den
Schmalseiten erscheinen kleinere Mittelrisalite, die gleich-
falls für die Eingänge auf diesen Seiten verwendet werden,
so daß auch hier die heraustretende Form ein Ausdruck
für die thatsächliche Funktion dieser Bauteile und nicht nur
Zierrat ist.
Das zweite Motiv, welches dazu dienen soll, nicht den
Eindruck eines palastartigen Wohnhauses aufkommen zu
lassen, liegt in der strengen Teilung der vertikalen Ent-
wickelung in die drei notwendigen Glieder: auf der Basis
gleich dem Sockel erheben sich Untergeschoß, Hauptgeschoß,
Abschluß, und zwar so, daß nach der Hauptfassade hin in
keinem der Bauglieder mehr als eine Fensterreihe erscheint.
Ganz besonders wichtig ist dies im Hauptgeschoß: wird
dessen ganze, mächtige Höhenentwickelung nur für ein
Stockwerk in Anspruch genommen, so erhält dieser Bau-
teil nicht nur etwas höchst Vornehmes in der Erscheinung,
sondern es ist auch deutlich ausgesprochen, daß der in ihm
enthaltene Raum der Benutzung zu Wohnräumen, und seien
sie noch so schön, entzogen und einer außergewöhnlichen,
über das Tagesbedürfnis hinausgehenden Benutzung vorbe-
halten ist. Eben dies aber giebt ein wesentliches Moment
zur Erreichung des monumentalen Charakters.
Im einzelnen trägt noch vieles dazu bei diesen Ein-
druck zu erhöhen. So die gewaltigen Rustikaformen des
Untergeschosses, welche an den Ecken der Eckpavillons
bis zum Friese aufsteigen, als gälte es, den festen Damm
für die nach außen wachsenden Glieder aufzurichten. Im
Untergeschoß springen breite Pfeiler heraus, auf welchen
im Hauptgeschoß die den Architrav tragenden Säulen mit
ihren Sockeln zu stehen kommen, so die von unten auf-
steigende Bewegung andeutend: man pmöchte sie noch
kräftiger über das Gesimse hinauswirken sehen, als es jetzt
durch die dort angegebenen Akroterien geschieht. Die