Volltext: Über Kunst, Künstler und Kunstwerke

PAUL WALLo-rs REICHSTAGSGEBÄUDE. 29I 
 
Der Keim zu ihr liegt in der unendlich einfachen und 
eben doch nur von ihm gefundenen Erkenntnis, daß 
Haupteingang des Gebäudes und Haupteingang für die 
Abgeordneten keineswegs identisch sein müssen und daß 
folglich auch die Zugänge für den geschäftlichen Verkehr 
überhaupt mit dem Haupteingange des Gebäudes nicht 
notwendig zusammenzufallen brauchen. Infolge dieser Er- 
kenntnis verlegte Wßillot den Haupteingang des Gebäudes, 
wie es die Natur der Sache verlangt, nach dem Königs- 
platz, den Haupteingang für die Abgeordneten auf die 
Südseite und die geschäftlichen Zugänge auf die Ostseite, 
ja er thut noch ein Ubriges: er bedenkt, daß die Abgeord- 
neten auch im Norden Wohnen können und daß über die Spree 
nach dieser Seite hin bald eine Brücke gebaut werden 
muß. Er legt daher einen zweiten Haupteingang für die 
Abgeordneten auf die Nordseite, wodurch er eine vortreff- 
liche symmetrische Gestaltung der zwei Schmalseiten und, 
was noch wichtiger ist, für die Ratimverteilung im Inneren 
selbst gewinnt; und auch auf der Ostseite findet er noch Raum 
für einen Eingang für Abgeordnete, so daß diese größte 
Zahl der regelmäßigen Besucher des Hauses von allen 
vier Seiten Zutritt hat. 
Durch diese Disposition war nun weiter sofort zweier- 
lei notwendig geworden: vom Haupteingange mußte die 
Treppe zum Foyer und in den Saal führen; die Hauptaxe 
des Gebäudes war damit in die kurze Axe verlegt. Um 
auf diesem beschränkten Raume dennoch Platz zu finden, 
mußte der Saal aus dem Kreuzungsptmkte der beiden Axen 
hinter die lange Axe, also nach Osten, nach der Stadtseite 
zu, rücken. Dies ermöglichte zugleich die Durchführung 
der zweiten Folge: der Nord- und der Südeingang mußte den 
bequemen Zutritt zum Saale herstellen  sie sind ja ge- 
rade für die Abgeordneten da. Sie können aber, da sie 
die einzigen Eingänge, jeder auf seiner Seite, sind, nur in der 
Mitte der Schmalseite liegen, müssen also in die lange 
Axe selbst fallen und somit zu dem Raume zwischen Haupt- 
treppe und Saal führen. Hier aber befindet sich zufolge 
der Gestaltung der Ratimentwickeltmg auf der kurzen Axe 
die Festhalle, das Foyer: sie müssen also zunächst auf das 
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