I2 TRACHT um)
MODE.
sagt, daß jeder, der sich ihr in der Hauptsache unterwirft,
in die Gesellschaft eintritt und, indem er den dieser in ihrer
Allgemeinheit zukommenden Stempel trägt, auf die äußere
Darstellung seiner Sondergesinnung verzichtet. So hat
die Mode, die im einzelnen bedeutungslos ist, in ihrer
Gesamtheit eine weittragende Bedeutung und wird in ihrer
immer mehr sich ausdehnenden Herrschaft recht eigentlich
der charakteristische Ausdruck für unsre heutigen Kultur-
verhältnisse. Hierdurch gewinnt die Mode in ihrer Ge-
samtheit eine Berechtigung, die ihr weder ihre Verirrungen
noch die künstlichen Bestrebungen nach Festhaltung der
Trachten rauben können. Die im alten Bette seit langer
Zeit stillgestandenen sozialen Verhältnisse sind in Bexxtegting
gekommen und Stichen sich ein neues Bette. Da ist denn
auch die Kleidung mobil geworden, und diese mobile
Kleidung ist die Mode.
Während aber der Gesamtcharakter der Mode der des
Ausgleichs und des Abschleifens der scharfen Ecken der
Individualität ist, so darf man nicht glauben, daß in ihr
die Individualität ihren Untergang fände. Vielmehr ist
gerade hierin die Mode recht eigentlich der Ausdruck unsrer
heutigen Verhältnisse. Wir verlangen von unserem Staats-
leben zweierlei: gleiches Recht für alle und damit Auf-
hebung der Vorrechte einzelner, Aufhebung der Privilegien;
und neben dieser Gleichheit des Rechtes die damit zu-
sammenhängende, innerhalb der gesetzlichen Schranken
ungehinderte Entfaltung der Individttalität, so daß diese
nach ihrer Eigentümlichlteit sich ihre Stellung unter den
anderen erringen und unter Umständen sich weit über alle
erheben könne. So hat die Gewerbefreiheit die für einzelne
recht bequemen und willkommenen Vorrechte aufgehoben,
welche die Zünfte den wenigen Glücklichen darboten, die
ihnen angehörten. Dafür läßt die Gewerbefreiheit einem
jeden in gleicher Weise das Recht, in den Kampfplatz zu
treten und da seine Künste zu erproben. Und nun ist
gerade dem Individuum die Möglichkeit gegeben, je nach
Anlagen und Verhältnissen hervorzutreten und sich hoch zu
erheben oder in der großen Masse tmbeatchtet zu versinken.
So tritt überall an die Stelle des behäbigen oder eigen-