MORITZ von Scnwmn.
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wenn die Verwendung des Aschenbrödels als Zimmerfries
zur Ausführung gekommen wäre: jetzt existiert sie nur im
Aquarellentwurf (N. 76-81). Sie giebt einen schönen
Beweis für Schwinds Beherrschung des Raumes: der
Künstler gestaltet die überhöhte Komposition jedes Bildes
in eine langgestreckte friesartige um: er ihut dabei der
Komposition nicht nur keine Gewalt an, sondern ent-
wickelt sogar aus der neuen Form noch neue Reize, wie
bei der Ankleideszene der Schwestern. Nicht unerwähnt
möge hier das neu hinzugefügte Mittelblatt bleiben, welches
die Schmückung Aschenbrödels darstellt. Links sehen wir
durchs Fenster die Tauben beschäftigt, Aschenbrödels Auf-
gabe zu erfüllen. Sie selbst ist herausgetreten und neigt
sich demütig, um von der Fee das kostbare Gewand zu
empfangen. Neben dieser stehen dem Aussehen nach
zwei Pagen: sie sind thatsiichlich Feen und bestaunen sich
gegenseitig in ihrem männlichen Aufputz, können aber
dabei ihre weibliche Natur so wenig verleugnen, daß sie
die Hatternden Bänder tastend prüfen und die feinen Stoffe
bewundern. Rechts schließt die Karosse das Bild ab, deren
feurige Pferde das Abfahren kaum erwarten können. Auch
hier ist die Einheit des Nebeneinander durch die Einheit des
{Ortes aufgewiesen, für wtelchen der Fries bestimmt war.
Ein anderer Weg kann in der Weise eingeschlagen
werden, daß die einzelnen Szenen zu einer großen Komposition
sich vereinigen, sodaß das Ganze sich als ein einziges
Gesamtbild darstellt. Da hierbei die Vielheit der Örtlich-
keiten ebenso wenig zu umgehen ist wie das mehrfache
Erscheinen einer und derselben Persönlichkeit, so ergiebt
sich eine neue Schwierigkeit: diese kann jedoch durch die
perspektivische Vertiefung im Raume und durch die Ge-
schicklichkeit vermieden werden, mit welcher der Künstler
jeder einzelnen Szene den Charakter einer örtlichen Ab-
geschlossenheit zu geben weiß. Dies hat Schwind beim
Ritter Kurt (N. 473) gethan. Von der Burg aus im Hinter-
grunde sehen wir den Weg durch mancherlei Krümmungen
in die Stadt auf den Hauptplatz herabführen. Aber der Ort
am Bnrgthor, der Platz des Überfalls, der Waldweg, wo
die frühere Geliebte den Ritter aufhält, der Marktplatz sjeglbst
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