VON
Momrz
Scuwnw.
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solche Verbindung ist unheimlich, und wir verstehen es, daß
der Mensch, sobald er sich der Thatsache bewußt wird, von
Zorn ergriffen seines Wortes vergißt, und tiefes Mitleid er-
faßt uns, wenn wir sehen, wie durch ein solches begreifliches
Verschulden Mann und Weib, Mutter und Kinder getrennt
werden, und wie keine Sehnsucht, keine Reue das uner-
bittliche Gesetz der höheren Welt brechen kann. Meister-
haft aber zeigt uns der Künstler den Unterschied der
Menschen- und der Nixennatur in der Weise, daß er die
Nixe am Anfange und am Ende in ganz gleicher Erschei-
nung in ihrem Quellhause darstellt: sie lebt ewig; für
sie ist nur eine vorübergehende Episode, was für den
Menschen die Ausfüllung seines Lebensschicksales geworden
ist, und wenn er zu Grunde geht, so existiert sie, nach
wie vor weiter fort, und selbst wenn sie trauernd dem
kurzen Erlebnis nachsinnt sie ist dieselbe wie vorher.
So zeigen Schwinds Werke eine ununterbrochene
Steigerung der inneren Bedeutsamkeit seiner künstlerischen
Probleme, so wie bei dem reifenden und alternden Menschen
tieferer Art die Lebensanschauung eine ernstere wird, indem
das Leben selbst als immer schwierigeres Problem sich offen-
bart und seine rätselhaften Seiten immer deutlicher ins Be-
wußtsein treten. Wenn mit dieser Thatsache die selbstgestell-
ten Aufgaben eines Künstlers Handin Handgehen, so gestattet
dies einen wertvollen Einblick in seine innere Entwickelung.
Fragen wir nun aber nach den künstlerischen Mitteln,
mit welchen Schwind an die Lösung seiner Aufgaben
herantrat, so springen einige Grundzüge seiner künstlerischen
Begabung sofort in die Augen.
Vor allem möchten wir seine Fähigkeit betonen ein
künstlerisches Ganzes zu gestalten, das den Eindruck der
Wesenseinheit und der Notwendigkeit des Abschlusses
macht. In der Welt selbst giebt es nichts Abgeschlossenes:
überall zeigt sich eine Fortsetzung, überall kann man an-
knüpfen und fortfahren. Die wesentlichste Eigenschaft
des Kunstwerkes ist aber die, daß es ein Ganzes bildet,
bei dem man die Fortsetzung weder vermißt noch über-
haupt auf den Gedanken kommt, daß eine solche vorhanden
sei: die äußerlich gegebene Endlichkeit des Kunstwerks