204 Momrz von SCHWIND.
Von der Schilderung des irdischen Sturmes und Dranges,
für welchen er im Anschluß an Goethe nRitter Kurts Braut-
fahrta (Nr. 473) zum klassischen Ausdruck gestaltet hat
(schon 1833 in Arbeit, vollendet 1837-1838), erhebt er
sich im vFalkensteiner Ritta (N. 482) zur Darstellung
der alle Schwierigkeiten fiberwindenden reinen Liebe, die
deshalb auch ihre Unterstützung bei dem hilfreichen Volke
der Gnomen findet (1843: ein früherer, in der Ausfüh-
rung vorzüglicher Aquarellentwurf, N. 801, zeigt das
Treiben der Gnomen, besonders ihr Sichverstecken in
noch orignellerer humoristischer Weise, die später, wohl
dem Gesamtcharakter des Werkes zu Liebe, gemildert
worden ist). Die allmähliche Entfaltung einer schönen
Liebe, welcher als überirdische Helferin nur die Musik zur
Seite steht, zeigt die in den Jahren 1849 und 1850 vollen-
dete Komposition, die er, angeregt durch die Thatsache
der Liebe eines Musikers zu einer Sängerin und selbst
erfüllt von Liebe zu der edlen Tonkunst, den Hauptstim-
mungen einer Symphonie entsprechend, in vier Szenen auf-
baut: es ist das schöne große Blatt, die nSymphoniert 498)
genannt. Das Allegro führt uns die musikalische Auffüh-
rung selbst vor, bei welcher sich die Liebenden finden,
das Adagio läßt uns die emphndungsvolle Begegnung im
VJalde belauschen, das Scherzo führt in den "Tanzsaal und
zur Liebeserklärung am stillen Platze, das Finale zeigt uns
das Hochzeitspaar eben im Postwagen auf einer Höhe an-
gekommen: die junge Frau richtet sich im Wagen auf, um
die herrliche Aussicht zu genießen, die ihr die Natur hier
symbolisch für ihr Leben bietet. Diese, eine Reihe von
Einzelszenen zu einem Ganzen verknüpfende Darstellungs-
weise, die zyklische, welche Schwind schon im Ritter Kurt
versucht hatte, wird von jetzt ab die herrschende. So folgt
1852-54 das Aschenbrödel (N. 511; vgl. N. 34. 430. 512 und
die höchst interessante Umarbeitung in liingliches Format,
welche die Aquarellentwürfe N. 76-81 zeigen), in reizvolle
Verbindung gebracht mit dem antiken Märchen von Amor
und Psysche und mit dem Märchen vom Dornröschen: die
schöne Zeit der kampflosen Liebe ist vorüber, der Ernst des
Lebens macht sich geltend, und so treten hier feindliche Mächte