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von Scx-xwmn.
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MORITZ
wagen hereinfahrenden Sarastro und den Seinen jubelnd
empfangen. Zur Linken stürzen die Königin der Nacht
und der Mohr in die Finsternis, zur Rechten ziehen Pa-
pageno und Papagena, durch ihre Kinderlein beglückt, davon.
Neben diesem großen gewaltigen Kampfe der beiden Reiche
des Lichtes und der Finsternis spielt sich das Schicksal
der Personen ab, die mit hineingezogen worden sind. Hier
hat die Dichtung den glücklichen, für Schwind so hoch
xivillkommenen Umstand geboten, daß dies Schicksal zweier-
lei Träger vorlindet: ein ernst empiindendes, gemütvoll
angelegtes und ein humoristisch ausgestattetes, den niederen
Weltfretiden ergebenes Liebespaar. Das Schicksal des
ersteren findet seine Darstellung in fünf Rundbildern, die
sich in den Lünetten über den zum Foyer führenden Thüren
befinden, das des anderen Paares in den Gewölbezwickeln;
dort herrscht der elegische, hier der humoristische Ton
vor, so daß hier Schwind alle die Elemente fand, die er in
hervorragender Weise beherrschte. Nehmen wir noch die
Medaillons in den Gewölbekreuztingen, in welchen sich die
beiden Prüfungselemente, Wasser und Feuer, und die beiden
anderen zum Ausgleich bestimmten Gegensätze, der Über-
fluß und das Gleichmaß, und als Abschluß der kleine
Mozart auf dem Schoße der Kaiserin Maria Theresia be-
finden, so entrollt sich vor uns ein wundervoller Reichtum
der Schöpferkraft des Meisters: diese überströmende Fülle
ist aber durch das künstlerische Gleichmaß der Kräfte in
die heiteren Formen gebracht, welche der Stempel der
vollendeten Beherrschung des Gegenstandes und der künst-
lerischen Mittel sind.
In dieser eigentümlichen Weise decken sich die von
Schwind behandelten Gegenstände mit den seine Zeit be-
wegenden Grundgedanken: dies Ware in solchem Grade
nicht möglich gewesen, wenn nicht Schwind, der Mensch,
in seinem eigenen Seelenleben verwandte Stimmungen
gehabt hätte. Und in der That zeigen sich hier ähnliche
Gegensätze. Gerade ein so hochfliegentl angelegter Geist
wie es der seine war, tritt in das Leben mit hohen Er-
wartungen. Er überträgt sein subjektives Empfinden und
Hoffen auf die Gegenstände. Findet er sie erfüllt, so schwärmt