ADRIAN LUDWIG RICHTER.
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So steht er jetzt wie seine Vorbilder auf jener früheren
Stufe der Malerei. Aber Richter, dessen Grundsatz es war,
daß jeder sich seinen Stil selbst schaffen solle (II, S. 31),
war, so wenig er in der Landschaft Koch oder Schnorr
kopierte, auch hier nicht einfach Nachtreter der von ihm
so hoch geachteten Geschichtsmaler. Er sagt von sich selbst:
niCh kann mich nicht erinnern, jemals etwas in der Art
dieses oder jenes geschätzten Meisters komponiert zu haben,
so nahe mir das bei meiner Verehrung für manche derselben
auch lag, und so anregend sie mit vorschwebten. Immer
konnte ich erst dann etwas produzieren, wenn es auf meine
eigne Weise in mir lebendig geworden W2ll'(( (S. 237f.)
Der ngeschätzte Meistera aber, welcher ihm auch hier den
Weg wies, war wiederum Schnorr. Und dennoch lag der
Keim zu dieser WVandelung in der eigensten Natur des
jungen Künstlers begründet, wie es der Verlauf dieses
zweiten mit dem ersten sich merkwürdig kreuzenden Pro-
zesses deutlich erkennen läßt.
Schon im Jahre 1824 hatte Richter, als er während
einiger läegentage mit seinen Freunden zu Olevano eine
scherzhafte Ausstellung veranstaltet, zu welcher jeder amVor-
mittage eine Komposition entwerfen sollte, die am Nach-
mittage mit den andern Zeichnungen in Wettkampf trat,
wohne weiteres Besinnen eine Gruppe sächsischer Land-
leute mit ihren Kindern gezeichnet, welche auf einem Pfade
durch hohes Korn einer fernen Dorfkirche zuwandern,
ein Sonntagsmorgen im Vaterlandeu (S. 161). Er bemerkt
selbst dazu, daß diese Art von Gegenständen damals über-
haupt und in Rom erst recht nicht an der Tagesordnung
gewesen sei. Diese Zeichnung aber, xivelche er gleichsam
scherzweise, seinen damaligen Bestrebungen und Theorien
entgegen, hingeworfen habe, sei der erste Ausdruck einer
Richtung gewesen, die nach vielen Jahren wieder in ihm
aufgetaucht sei. Aber selbst wenn diese Darstellungen
auch seinen damaligen Bestrebungen nicht entgegen gewesen
wären, er hätte sie dennoch nicht verfolgen können: ihm
fehlte noch die Fähigkeit Figuren zu zeichnen. Auf diesen
Matigel wies ihn Schnorr in seiner liebenswürdigen Weise
hin. Richter, welcher schon seit längerer Zeit diesen Mangel