Volltext: Über Kunst, Künstler und Kunstwerke

182 ADRIAN LUDWIG RICHTER. 
 
Schattenmassen, großen Hauptfarben und möglichst natur- 
getreuem Charakter des Detailsu. Sein Ziel ist; nDeutsche 
Natur zu einem Ideal, zu edler Größe zu erheben, damit 
sie nicht wie bisher den untergeordneten Rang der Idylle 
behält, sondern zum Epischen sich erhebt. Meine Helden 
sind die Elemente in ihren lieblich geeinten oder feindlich 
entzweiten Wirkungena (H, S. 40). 
So hatte sich Richter auf dem Gebiete, auf welches er 
durch seine Verhältnisse von Jugend auf gewiesen war, 
allmählich zu einer reineren,derRichtung der neuen deutschen 
Schule entsprechenden Ansicht durchgearbeitet: die Lossagting 
von der akademischen Manier bis zur freien, stilvollen Ver- 
wendung echter Naturstudien, sclbstgeschautei" Eindrücke 
und selbstdurchlebter Empnndung in klar durchdachten, 
die Geschlossenheitdes echten Kunstwerkes in sich tragenden 
Bildern, welche bei aller Naturwahrheit sich doch von der 
kleinlichen Nachahmung des Zufälligen in der Erscheinung 
fernhielten, um in der Erfassung des Wesentlichen ein Aus- 
drucksmittel des reichen eigenen Gemütslebens zu finden 
 diesen ganzen Weg hatte Richter in hartem Kampfe 
finden und zurücklegen müssen, und dennoch war seine 
Entwickelung noch nicht abgeschlossen. Es blieb ihm noch 
der zweite Schritt zu thun, der im Vergleich zu der sonstigen 
Entwickelung der inhaltlichen Seite der Kunst als ein rück- 
wärts gerichteter erscheint, der ihn aber dennoch vorwärts 
und schließlich auf das Gebiet führte, welches das Hauptfeld 
seiner Thätigkeit und seiner Einwirkung umfaßt. 
Es ist oben gezeigt worden, wie die Landschaft sich all- 
mählich als selbständiges Fach von der Geschichtsmalerei 
ablöste: in dieser bildet sie ursprünglich nur den Boden, 
auf welchem ein wichtiges Ereigniss sich abspielt. Zu diesem 
älteren Standpunkte der Kunst führte den Künstler der eigen- 
tümliche Gang, welchen seine persönliche Entwickelung ge- 
nommen hatte. Richter kommt dadurch in Einklang mit 
der damals von der herrschenden Richtung doch schließ- 
lich als die allein echte anerkannten Malerei: allmählich 
wendet er sich der Figurenmalerei zu, behält jedoch die 
Landschaft als die stimmungsvolle Basis, die er vortrefflich 
in Einklang mit dem Hauptgegenstande zu bringen weiß.
	        
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