ADRIAN
LUDWIG
RICHTER.
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ewigen Gesetze des Schönen und Wahren enthalten sind,
deshalb durfte er sich auf die freieste Weise einer Nach-
bildung der Natur überlassen, in ihre feinsten und charak-
teristischen Einzelheiten eingehen, welche diesen Landschafts-
bildern einen so großen Reiz von Naturwahrheit und idealer
Kunstschönheit verleihena (a. O. S. 196i). Auf diesem
Wege gelang es Richter allmählich, sich von dem aka-
demischen Unwesen zu befreien und die in ihrer YVahrheit
der Erscheinung im Einzelnen erfaßte Naturingroßgedachten
Bildern festzuhalten, welche ein in sich abgeschlossenes
Ganzes darstellen, welche einen einheitlichen Charakter in
den Linien und in den Farben zeigen, wenn auch diese
letztere Seite bei Richter wie bei seinen Strebensgenossen in
der Ausführung stets die schwächere geblieben ist: in der
Theorie erkannte er ihre Bedeutung sehr wohl und WLlßtC
sie zu schätzen, ja er forschte eifrig nach dem Wege ndie
besondre Wirkunga, welche jede Farbe auf das Gemüt
hervorbringt, zu erkennen und zu benutzen (H, S. 33f.).
Ebenso erschien ihm die Symbolik der Farben durchaus
nicht als etwas nKünstliches oder spitzfindig Erdachtes;
ein jeder Mensch fühlt sie trnwillkürlich. Zum Beispiel,
daß das Braungold und Violett des Herbstes eine weh-
mütige Stimmung, das Hellgoldige und sanft Blaue des
Morgens eine süße, sanfte Heiterkeit hervorruft, empfindet
ein jeder, der auch noch nicht über die wivunderbar ge-
heime, aber tief ergreifende Musik der Farbentöne nach-
gedacht hata (H, S. 84). S0 kann ihm die Landschaft eine
Sprache werden, die sie selbst zu sprechen scheint, die aber
thatsächlich ein Ausdruck für das ist, was ihn selbst bei
ihrem Anblick erfüllt. nDie Bewegung, das Kommen und
Gehen, Leben und Sterben der vielgestalteten Elemente,
friedlich verbunden oder im Kampfa das ist es, was er
ndas Schöne im Naturlebena nennt und was er ausdrücken
möchte (II, S. 17). Er weiß jetzt klar was er will: vMeine
ehemalige Lust, mit allerhand Phantasien das Bild aus-
zufüllen, dieser wilden Tochter allen Raum zu lassen und
so oft ins Kleinliche, Tändelnde zu verfallen, habe ich
aufgegeben. Ein Gedanke kräftig, tief,umfassend ausgedrückt,
mit möglichst wenigen Mitteln, in großen Licht- und