ADRIAN
LUDWIG RICHTER. 179
unterstützt, und nun beginnt der ergreifende Kampf des
jungen Mannes, der klar einsieht, wo seine Fesseln liegen,
der ebenso klar das Ziel erkennt, und der doch lange den
XVeg nicht finden kann um dieses Ziel zu erreichen. Gerade
das Wichtigste und Bedeutendste der neuen Richtung, sich
nicht sklavisch an das Vorbild in der Natur zu halten, aus
ihr zwar das Motiv zu nehmen, dann aber es frei aus einer
Idee heraus umzugestalten und, statt eine Fülle von Einzel-
heiten ohne inneren als notwendig empfundenen Zusammen-
hang zu geben, ein Ganzes zu schaffen, bei welchem die
es gestaltenden und beherrschenden Züge nicht durch die
Nebensachen erdrückt würden, gerade das konnte er, der
sich selbst mit Bitterkeit einen Vedutenmaler nennt, wohl
begreifen, aber nicht ausführen. nDer Sinn für bedeutende
Auffassung, für ein abgeschlossenes Ganzes war noch zu
wenig in mir ausgebildet. So sehr ich diesen Mangel fühlte,
wußte ich ihm doch nicht abzuhelfena (a. O. S. 153). Und
verzweifelt bricht er gelegentlich in den Ruf aus: nVer-
wünscht und verdammt seien die kleinlichen, beschränkten
Vedutenmaler, und noch dazu, wenn sie es nicht sein wollen
und doch sinda (II, S. 40). Da war es vor allen der alte
Koch, der ihn auf die Notwendigkeit hinwies, in knappen
Zügen zuerst das Ganze zu schaffen, statt dieses aus vielen
Einzelheiten zusammenzusetzen. Dieser gab ihm den be-
deutungsvollen Wink, große schöne Massen zu wählen
und das Ganze nicht zu überladen. nzeicllnen Sie sich
das Ganze erst auf ein Quartblatt, alle einfachen Linien
und die Beleuchtung bestimmt angegeben, und dann tragen
Sie es ganz und gar ohne Zusetzung auf die große Lein-
wand über; das Ganze muß immer groß und einfach
bleibend (II, S. 24). Philipp Veit zeigte ihm den Weg
zu diesem Ziele, indem er ihn darauf hinwies, ndie Land-
schafter brachten zu viel und zu vielerlei in ihre Bilder.
Diese würden oft bedeutend wirksamer sein, wenn sie
einfacher wärena (II, S. 23). Er warnt ihn, mit der Natur
in ihrer reichsten Entfaltung in einen Wettstreit zu treten,
in Welchem der Künstler notwendig erliegen müsse: nBei
den großen Prachtszenen der Natur, z. B. Taormina mit
dem Ätna, oder Alpengegenden, bleibt der Künstler weit
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