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ADRIAN
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RICHTER.
geworden, und sie ist der Gegenstand der Bekämpfung,
welche von der neuen deutschen Schule der Malerei zum
Schlachtrufe gemacht wird.
Die Führer dieser neuen deutschen Schule der Malerei
gliedern sich nach zwei Richtungen. Die eine greift un-
mittelbar auf die Geschichtsmalerei zurück. Der Hgürliche
Teil mit seinem bedeutenden, für das Wesen der Menschen
wichtigen Inhalte soll Wieder der Kern der Darstellung
werden, die Nebensache soll Nebensache bleiben, das so
geschaffene Bild aber alles umfassen, was bedeutungsvoll
ist, d. h. alle Fächer sollen neben dem einen Fache aufhören,
das allumfassend sein muß. S0 wenden sich Cornelius,
Overbeck, Schnorr, Veit gegen die Fachmalerei und werden
die großen Meister der geschichtlichen Kunst der neuen
deutschen Schule. Die andere Richtung geht von der
Landschaft aus, erhält sie in ihrer selbständigen Bedeutung
und will sie, um diese als eine berechtigte erscheinen zu
lassen, zu einer geschichtlichen machen. Dies erreicht sie in
erster Linie durch Verbindung der Landschaft mit einem ge-
schichtlichen oder als geschichtlich gedachten Ereignis. Denn
ndie äußere Natur ist uns (ästhetisch genommen) größten-
teils nur durch ihre Beziehungen zum Menschen interessant
und merkwürdig, deshalb müssen die sogenannten histori-
schen Landschaften (wie die von Tizian, N. Poussin) immer
den ersteniRang einnehmena (Lebenserinnerungen eines
deutschen Malers. Selbstbiographie von L. Richter. 4. Auf-
lage. 1886. Frankfurt a. M., j. Alt, II, S. 45). Sodann aber
strebt sie darnach, den durch dieses Ereignis gegebenen
Charakter zugleich in der Landschaft auszusprechen. Zu
diesem Zwecke muß die Landschaft selbständig erfunden
werden und den Eindruck des Außergewöhnlichen, der
über das Alltägliche und Einzelne in der Erscheinung hinaus-
ragenden Bedeutung machen, die für ein geschichtliches Werk
Lebensbedingung ist. Der Meister dieser Richtung ist j.
A. Koch. Beide Richtungen haben das Gemeinschaftliche,
daß sie vom sorgfältigsten Naturstudium ausgehen, um
die Naturwahrheit im Gegensatz zu überlieferter formelhafter,
schematischer Auffassung der Natur zu gewinnen. Dann
aber soll das so Errungene selbständig und eigenartig ver-