Volltext: Über Kunst, Künstler und Kunstwerke

164 PHILIPP Varr. 
verletzte freilich, zwar nicht seine katholische, wohl aber 
seine religiöse Überzeugung; es verletzte jedoch auch seine 
künstlerischen Anschauungen, und der Ankauf des Bildes 
zeigte ihm, daß eine Richtung die Oberhand gewinne, mit 
der er nicht paktieren könne, ohne sich selbst aufzugeben. 
Es war die Düsseldorfer Schule, welche dem Geschmacke 
des großen Publikums mehr zusagte und welche ihn mit 
seiner Überzeugung von einer höheren Bestimmung der 
Kunst bei Seite schob. 
Die Führer der neudeutschen Schule, Cornelius, Over- 
beck, Veit, waren, so verschiedenartig sie sich auch je 
nach ihrer Individualität entwickelten, doch gemeinschaft- 
lich von derselben großsinnigen Anschauung über die er- 
habene Aufgabe der Kunst erfüllt. Sie soll, wie Passavant 
1820, in der Zeit der Vollkraft und der Blüte der neuen 
Richtung, gleichsam ihr Programm verkündend und ge- 
wiß nur die im täglichen Verkehre der Freunde stets 
wiederholten Ansichten wiedergebend, sich ausdrückt f, 
vnicht zum bloßen Spielwerk und dem Kitzel für die Sinne 
mehr angewendet werden; nicht blos zur Ergetzung und 
Prachtliebe geehrter Fürsten oder schätzenswerter Privat- 
personen: sondern hauptsächlich zur Verherrlichung eines 
öffentlichen Lebens. Soll dieses würdig geschehen, so muß 
ein ernster hoher Sinn aus dem Kunstwerke sprechen, 
auf daß er den besseren Teil des Volkes ergreife und ihn 
bestärke in den Gesinnungen, welche, außer dem Kreise 
des Privatlebens, ein allgemeines volkstümliches Interesse 
erregenct. Der höchste Gegenstand dieses volkstümlichen 
Interresses war für diese drei Künstler in übereinstimmen- 
der Weise die eine große weltumgestaltende Thatsache des 
Christentums, die in ihrer Bedeutsamkeit darzustellen ihnen 
als die eigentliche Aufgabe der Kunst erschien. Hierzu 
bedurfte es einer besonderen Sprache, welche sich die 
Künstler schufen, indem sie zwar am Modelle studierten, 
I Ansichten über die bildenden Künste und Darstellung des Ganges 
derselben in Toscana; zur Bestimmung des Gesichtspunktes, aus welchem 
die neudeutsche Malerschule zu betrachten ist. Von einem Deutschen 
Künstler in Rom U. D. Passavant]. Heidelberg und Speien 1820. S. 78 ff.
	        
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