Volltext: Über Kunst, Künstler und Kunstwerke

156 PHILIPP VEIT. 
Zwecke sind, so fanden wir es lächerlich, damit zu prahlen 
und einen Wert in die Kühnheit zu legen, mit welcher 
sie hingesetzt sindu;  erklärte Pforr (vgl. Howitt-Binder, 
Friedrich Overbeclt, Freiburg, 1886, Bd. I, S. S3). So schuf 
sich diese asketische Richtung ihre eigene Art, die auf 
Jahrzehnte hinaus maßgebend geblieben ist und erst nach 
längerer Zeit eine koloristische Reaktion hervorgerufen 
hat, in deren noch nicht zu ruhiger Besonnenheit gediehener 
Entwickelung wir jetzt stehen. Es darf uns daher nicht 
wundern, wenn die wKlosterbrüder von S. Isidoroa, wie 
die jungen deutschen Maler nach ihrem Wohnort und ihrer 
geistigen sowie künstlerischen Richtung treffend genannt 
wurden, bei ihren römischen Kunstgenossen zunächst nur 
Spott fanden, zumal da ihre asketische Gesinnung auch in 
ihrer äußeren Erscheinung sich offenbarte. Merkwürdige 
Zeugnisse hierfür sind das Selbstbildnis Overbecks in Florenz 
und das von Overbeck gemalte, im Besitze der Künstler- 
gesellschaft in Frankfurt befindliche Porträt Franz Pforrs, 
die, wenn sie der Wirklichkeit vollständig entsprechen und 
wenn nicht etwa der Wunsch nach einem bestimmten 
Charakter des Aussehens zur Übertreibung geführt hat, aller- 
dings mehr hagere BllßCl' als junge Maler darstellen. 
Naturgemäß konnten auch hier die praktischen Folgen 
der Gesinnung nicht ausbleiben. Am Palmsonntaig 1813 
traten Overbeck und mit ihm die beiden Schadows, der Maler 
Wilhelm und der Bildhauer Rudolph, zum Katholizismus 
über, in dem festen Glauben, daß eine reine Kunstschöpfung 
nur aus innerster Überzeugung geboren werden könne, 
daß aber einer religiösen Überzeugung die Wahrheit fehle, 
wenn sie sich nicht auch nach außen hin beweise. Von 
allen der entschiedenste war offenbar Overbeck, der denn 
auch mit starrer Konsequenz in all seinen selbständigen 
Schöpfungen sich auf dem heiligen Gebiete bewegt hat. 
Cornelius bedurfte der Konversion nicht: er konnte daher 
mit freieren Augen in die Vifelt schauen und unkirchliche 
Gebiete betreten, ohne fürchten zu müssen, das Heil seiner 
Seele zu gefährden oder der echten Frömmigkeit zu nahe 
zu treten, die ihn immer erfüllt, nie aber, weder in der 
Kunst noch im Leben, intolerant gemacht hat.
	        
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