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Zwecke sind, so fanden wir es lächerlich, damit zu prahlen
und einen Wert in die Kühnheit zu legen, mit welcher
sie hingesetzt sindu; erklärte Pforr (vgl. Howitt-Binder,
Friedrich Overbeclt, Freiburg, 1886, Bd. I, S. S3). So schuf
sich diese asketische Richtung ihre eigene Art, die auf
Jahrzehnte hinaus maßgebend geblieben ist und erst nach
längerer Zeit eine koloristische Reaktion hervorgerufen
hat, in deren noch nicht zu ruhiger Besonnenheit gediehener
Entwickelung wir jetzt stehen. Es darf uns daher nicht
wundern, wenn die wKlosterbrüder von S. Isidoroa, wie
die jungen deutschen Maler nach ihrem Wohnort und ihrer
geistigen sowie künstlerischen Richtung treffend genannt
wurden, bei ihren römischen Kunstgenossen zunächst nur
Spott fanden, zumal da ihre asketische Gesinnung auch in
ihrer äußeren Erscheinung sich offenbarte. Merkwürdige
Zeugnisse hierfür sind das Selbstbildnis Overbecks in Florenz
und das von Overbeck gemalte, im Besitze der Künstler-
gesellschaft in Frankfurt befindliche Porträt Franz Pforrs,
die, wenn sie der Wirklichkeit vollständig entsprechen und
wenn nicht etwa der Wunsch nach einem bestimmten
Charakter des Aussehens zur Übertreibung geführt hat, aller-
dings mehr hagere BllßCl' als junge Maler darstellen.
Naturgemäß konnten auch hier die praktischen Folgen
der Gesinnung nicht ausbleiben. Am Palmsonntaig 1813
traten Overbeck und mit ihm die beiden Schadows, der Maler
Wilhelm und der Bildhauer Rudolph, zum Katholizismus
über, in dem festen Glauben, daß eine reine Kunstschöpfung
nur aus innerster Überzeugung geboren werden könne,
daß aber einer religiösen Überzeugung die Wahrheit fehle,
wenn sie sich nicht auch nach außen hin beweise. Von
allen der entschiedenste war offenbar Overbeck, der denn
auch mit starrer Konsequenz in all seinen selbständigen
Schöpfungen sich auf dem heiligen Gebiete bewegt hat.
Cornelius bedurfte der Konversion nicht: er konnte daher
mit freieren Augen in die Vifelt schauen und unkirchliche
Gebiete betreten, ohne fürchten zu müssen, das Heil seiner
Seele zu gefährden oder der echten Frömmigkeit zu nahe
zu treten, die ihn immer erfüllt, nie aber, weder in der
Kunst noch im Leben, intolerant gemacht hat.