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für ihn ward. Er sagt: nSein inniges Festhalten an mir,
seine geistvollen Anschauungen und Gespräche auf dem
Marsch und in der Beiwachtruhe, seine ritterliche Kriegs-
freudigkeit im Gefecht, klarster Besonnenheit voll, in tiefer
Seele leuchtend ihm der selige Christenglaube es rührte,
hob, erfreute meinen Geist als eine stets erneuende Quelle
seliger Jugenda
Jetzt aber, nachdem er dem Vaterlande seine PHicht
geleistet hatte, drängte sich das künstlerische Bewußtsein
mächtig hervor, und das ganze Sehnen des jungen Künstlers
stand nach Rom. Am 2. Mai 1814 war ihm der Abschied
in ehrenvollster Weise gewährt worden und mit seinen
Freunden eilte er nach Berlin, wo er bis Januar 1815 blieb,
um das Bild der Prinzessin Wilhelm zu malen. Von da
ging er nach Wien. Noch einmal drohte eine Unterbrechung,
als 1815 der Krieg aufs neue ausbrach. Er ging aber rasch
zu Ende, und so konnte die Romfahrt angetreten werden.
Sie war durch eingehendes Studium der Kunstwerke unter-
Wegs und den anregenden Verkehr seines Begleiters, Her-
.mann Friedliinder, eine genuß- und erfolgreiche. Sie
dauerte vom August bis November, in welchem Monate
Veit in Rom eintraf.
Hier, auf dem alten heiligen Boden der Kunst, wo die
XViedererweckung des Altertums ihre höchste Blüte erreicht
hatte, bereitete sich eben die nicht bloß litterarisch ver-
teidigte, sondern künstlerisch bethätigte Wiedererweckung
des Mittelalters in der eigentümlichen Auffassung der Ver-
treter dieser Richtung vor. Seit 1810 befand sich Overbeck
dort, von früher Jtigend auf für die alten deutschen Meister
begeistert und entschieden gegen die damals auf den Aka-
demieen herrschende Art die Kunst zu lehren und zu lernen
gerichtet. Unter seinen Genossen befand sich namentlich
der talentvolle, hochstrebende und energische Frankfurter
Franz Pforr, der mit Overbeck aufs innigste befreundet
war und auf ihn bedeutend gewirkt hat, der jedoch bereits
1812 starb. Aber 1811 war eine neue große Kraft nach
Rom gekommen und dort mit Jubel aufgenommen worden,
Cornelius, bereits wohlbekannt durch seine in Frankfurt in
den Jahren 1809-11 entstandenen ersten Faustzeichnungen,