PHILIPP VEIT.
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Von Jena ging er nach Paris, um sich dem Studium des
Sanskrit zu widmen, das er in die deutsche Wissenschaft
und Litteratur einführte und du1'ch welches er den Grund
zu der Wissenschaft der Sprachvergleichung legte. Schon
hier, noch mehr aber in Köln, wo er sodann einen längeren
Aufenthalt nahm, trat mehr und mehr die Konsequenz
seiner christlich-iisthetischen Anschauungsweise in der immer
entschiedeneren Hinneigung zum Katholizismus hervor, die
nicht verfehlen konnte, ihn zu dem letzten Schritte zu
führen. Im Jahre 1808i trat er mit seiner Gemahlin, nach-
dem diese bereits 1804 in Paris protestantische Christin
geworden war, im Kölner Dome zum römischen Christen-
tum über, welches ihm als der einzig fruchtbare Boden
erschien, um seine Auffassung des Mittelalters und des
Christentums zu einer lebendigen Gestaltung zu führen. Im
darauffolgenden Jahre, 1809, fand er endlich eine dauernde
Stellung als Hofsekretär in der Staatskanzlei zu Wien.
Seine Gemahlin Dorothea hatte ihm aus ihrer ersten
Ehe zwei Söhne mitgebracht, Johannes, geboren 1790,
und Philipp, geboren 1793. Der altere war in Berlin ge-
blieben, der jüngere, Philipp, folgte dagegen dem Wander-
leben seiner Mutter und seines Stiefvaters. In Paris besuchte
er 1803 mit Auszeichnung die Ecole polymatbiqzze: nam Tage
der Prüfung erhielt er sechs Kränze vom Pröjkt de Paris
und die YVerke von Racine; nämlich er ward in sechs
verschiedenen Fächern gekranzt und jedesmal vom Präfet
timarmt, wobei die ganze Versammlung immer in lautes
Beifallsjauchzen ausbrach . .a Was die Mutter, welche
dies erzählt, nam meisten bei dem Spektakel ergötzte, war,
daß Philipp unbewußt, still bescheiden, fast beschämt und
bleich da stand, während alles über ihn in Lob ausbrach
und gerührt wurdect (Dorothea von Schlegel, Briefwechsel.
Mainz, Kirchheim, 1881, I, S. 118). im Jahre 1804 kam er
nach Köln in das Gymnasium und 1806 in das Kölnische
Gymnasium in Berlin, das er 1808 verließ (a. O. I, S. 234).
Dort entschied sich seine Zukunft. Er fand dort seinen
älteren Bruder Johannes wieder, der sich der Malerei wid-
mete. Unermüdlich und mit Begeisterung schaute ihm
Philipp bei seinen Arbeiten zu und fand seine Freude