Volltext: Über Kunst, Künstler und Kunstwerke

150 PHILIPP VEIT. 
in den Armen der Engel, die ihre Flügel über ihn halten; 
es erscheint ihm in einer Glorie das Kreuz, und er breitet 
sehnsüchtig im Traume die Arme danach ausxr (E. Förster, 
Geschichte der deutschen Kunst IV, 70.) 
Zunächst jedoch äußert sich die Wirkung nicht auf 
dem Gebiete der Bildkunst, sondern in der Litteratur. Hier 
ist ihr Vorkämpfer, neben Tieck und dem älteren August 
Wilhelm Schlegel, dem Verfasser des charakteristischen 
Gedichtes nder Bund der Kirche mit den Künstenu, dessen 
jüngerer Bruder Friedrich Schlegel. Während jene, teils 
dichtend, teils kritisierend, immerhin eine freiere Richtung 
sich bewahren, tritt in Friedrich Schlegel die ganze 
Strenge einseitiger Anschauung zu Tage. Von der Be- 
geisterung für das Griechentum ausgehend und im Sinne 
Goethes und Schillers kritisierend, wendet er sich bald 
von ihnen ab und dann in schärfster Weise gegen sie, 
hebt zunächst die Vaterländische Sagen- und Märchenwelt 
auf den Schild und nähert sich mehr und mehr der religiösen 
Auflassung der Kunst, bis er endlich seiner Überzeugung 
auch den entscheidenden äußeren Ausdruck verleiht. Ehe 
er so weit kam, trat Schlegel 1797 in die geistreichen Berliner 
Kreise ein, Welche sich um eine Anzahl damals die Gesell- 
Schaft beherrschender jüdischer Frauen schaarten. Es waren 
dies Henriette Herz, Rahel Levin und Dorothea Veit, die 
Gemahlin des Bankiers Veit und Tochter des großen 
jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn. Schlegel, be- 
geistert aufgenommen, schloß sich vorzugsweise an Doro- 
thea Veit an. Aus der Freundschaft entwickelte sich eine 
ernstere Neigung. Die Ehe, welche ihr entgegenstand, 
fand eine freundschaftlicheLösung, so daß, auch nachdem diese 
eingetreten war, der Verkehr der beiden Familien fortdauerte 
 eines der gemäßigtesten Beispiele jener eigentümlichen 
ehelichen Verhältnisse, wie sie gerade bei den Führern der 
neuen Richtung in unerfreuliche-r Weise zu Tage traten, 
Nun begann Schlegels äußere und innere Wanderung 
und Wandelung, welche erst nach einer Reihe von Jahren 
ihren Zielpunkt finden sollte. Er wandte sich zunächst nach 
Jena, hielt dort Vorlesungen und stand mit den Trägern 
des dort so regen geistigen Lebens in engster Verbindung.
	        
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