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in den Armen der Engel, die ihre Flügel über ihn halten;
es erscheint ihm in einer Glorie das Kreuz, und er breitet
sehnsüchtig im Traume die Arme danach ausxr (E. Förster,
Geschichte der deutschen Kunst IV, 70.)
Zunächst jedoch äußert sich die Wirkung nicht auf
dem Gebiete der Bildkunst, sondern in der Litteratur. Hier
ist ihr Vorkämpfer, neben Tieck und dem älteren August
Wilhelm Schlegel, dem Verfasser des charakteristischen
Gedichtes nder Bund der Kirche mit den Künstenu, dessen
jüngerer Bruder Friedrich Schlegel. Während jene, teils
dichtend, teils kritisierend, immerhin eine freiere Richtung
sich bewahren, tritt in Friedrich Schlegel die ganze
Strenge einseitiger Anschauung zu Tage. Von der Be-
geisterung für das Griechentum ausgehend und im Sinne
Goethes und Schillers kritisierend, wendet er sich bald
von ihnen ab und dann in schärfster Weise gegen sie,
hebt zunächst die Vaterländische Sagen- und Märchenwelt
auf den Schild und nähert sich mehr und mehr der religiösen
Auflassung der Kunst, bis er endlich seiner Überzeugung
auch den entscheidenden äußeren Ausdruck verleiht. Ehe
er so weit kam, trat Schlegel 1797 in die geistreichen Berliner
Kreise ein, Welche sich um eine Anzahl damals die Gesell-
Schaft beherrschender jüdischer Frauen schaarten. Es waren
dies Henriette Herz, Rahel Levin und Dorothea Veit, die
Gemahlin des Bankiers Veit und Tochter des großen
jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn. Schlegel, be-
geistert aufgenommen, schloß sich vorzugsweise an Doro-
thea Veit an. Aus der Freundschaft entwickelte sich eine
ernstere Neigung. Die Ehe, welche ihr entgegenstand,
fand eine freundschaftlicheLösung, so daß, auch nachdem diese
eingetreten war, der Verkehr der beiden Familien fortdauerte
eines der gemäßigtesten Beispiele jener eigentümlichen
ehelichen Verhältnisse, wie sie gerade bei den Führern der
neuen Richtung in unerfreuliche-r Weise zu Tage traten,
Nun begann Schlegels äußere und innere Wanderung
und Wandelung, welche erst nach einer Reihe von Jahren
ihren Zielpunkt finden sollte. Er wandte sich zunächst nach
Jena, hielt dort Vorlesungen und stand mit den Trägern
des dort so regen geistigen Lebens in engster Verbindung.