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Ems
KUNSTAKADEMIE IM
FRANKFURTER
XVIII.
JAHRHUNDERT.
Der Fortgang der Cöntgenschen Akademie entsprach
den hochtrabenden Preisverkündigungen keineswegs. Schon
x78; starb nMadame Cöntgengt die Tochter des Malers
Mund, und damit die Seele des Unterrichts, welcher den
Mädchen aus den besten Ständen erteilt wurde. Cöntgen
selbst erfuhr mancherlei Anfeindungen. So wurde ihm die
Benutzung eines nackten männlichen Modells zum Vorwurf
gemacht, und von dem Rat wurde ihm ndas sich zu Schuld
gebrachte Vergehen nachdrucksantst verwiesenxt Cöntgen
will nun neinzig und allein Unterricht in der Baukunsta
erteilen. Dann muß er es erleben, daß sein erster Gehilfe,
Herr Fried, nach ärgerlichen Streitigkeiten von ihm ab-
trünnig wird und eine besondere Schule errichtet. Nur
mühsam fristet er sein Institut bis zu seinem frühen
Tode 1799.
Und dennoch sind die mit dem Versuche dieser Zeichen-
akademie gegebenen Anregungen nicht ohne Früchte ge-
blieben, und eben diese geben ihr zunächst für Frankfurt,
dann aber auch für weitere Kreise ein bleibendes Interesse.
Im Jahre 1781 entstand unter den Förderern des Institutes
der Wunsch eine nAcademie der freien schönen bildenden
Künste und nützlichen Wissenschaftentr zu errichten. Der
ausführliche Plan gründet sich durchaus auf humane Be-
strebungen, in denen man wol nicht mit Unrecht die Wir-
kungen des damals höchst bedeutend wirkenden Freimaurer-
ordens wird sehen dürfen. Es heißt, die schönste Bemühung
sei nWeisheit und Tugend unter seinen Brüdern zu ver-
breitenar nAtifkliirttng uudBildungdes Menschengeschlechtsa
ist das zu erstrebende Ziel, und das Mittel ist die Erziehung:
nKann etwas wichtiger für den Weltbürger sein als die
Erziehung der jugendh W01 giebt es nviele Anstalten
zur Versorgung und Pflege unserer dürftigen Kranken und
abgelebten Mitmenschena; aber es fehlt weine Anstalt,
welche höhere Bildung in den Künsten und Wissenschaften
zum Zweck hätte, eine Pflegschule für die künftigen Bürger,
die demjenigen nützlich wäre, der nach geendigten Schul-
jahren sich dem Commerz, den Gewerben und Fabriken
widmen oder auch als künftiger Gelehrter sich zur Akademie
noch reifer als die Schule es kann, vorbereiten Willxt Die