D11: TRAGIK n: KÄIERKEN HELLENISCHER PLASTIK. 107
fühl hervorbringen, statt darauf zu warten, bis es sich
gelegentlich der Lebensfunktionen von selbst hie und
da einstellt, so muß das Niveau der Empnndung herab-
gedrückt werden, damit auf diese absichtliche Herabsetzung
eine naturgemäß folgende und sich als Schlußempfindung
des Vorgangs geltend machende Steigerung der Empfindung
einstellt und damit durch die Wiedererlangung des ur-
sprünglichen Zustandes dieser selbst als Wohlgefühl zum
Bewußtsein kommt. Bezeichnen wir die durch dies Herab-
drücken entstandene unangenehme Empfindung ohne Be-
rücksichtigung des geringeren oder des höheren Grades mit
dem allgemeinen Ausdrucke Schmerz, so ergiebt sich die
absichtliche vorübergehende Schmerzerregung als Mittel
zur Erzeugung einer Wohlempfindung, welche die natür-
liche Folge der Befreiung vom Schmerze ist und auf
welche kein Ermatten folgt, die vielmehr ohne ein solches
allmählich zum gewöhnlichen Zustande wird und dadurch
aus dem Bewußtsein schwindet. Dieses Mittel wirkt so
sicher, daß wir es sogar benutzen, um uns zeitweilig über
einen Schmerz hinwegzutätischen. Sind wir von einem
solchen gequält, so erregen wir absichtlich einen sich
augenblicklich vordrängenden kleineren Schmerz: sein Nach-
lassen macht sich als Wohlempfindung bemerkbar, infolge
deren der ursprüngliche Schmerz kurze Zeit nicht empfunden
wird; er tritt erst dann wieder in sein Recht, wenn der
schwindende kleinere Schmerz in den ursprünglichen Zu-
stand übergegangen ist. Als Resultat ergiebt sich aus
dieser Betrachtung, daß allerdings die Erregung des Schmerzes
ein Mittel zur Erweckung eines Wohlgefühls sein kann
und in diesem Falle eine Freude am Schmerz um seiner
Folgen willen begreiflich erscheint.
Diese rein körperlichen, in der Psyche jedoch wieder-
klingenden Vorgänge werden die Basis für eine höhere
Stufe, auf welcher das psychische Leben mehr in sein Recht
tritt, ohne jedoch das körperliche Gebiet in seiner Realität
ganz zu verlassen. An die Stelle der Schmerzerweckung
am eignen Körper tritt die Schmerzerweckung am fremden
Körper. Da nun die Verbindung zwischen dem schmerz-
emplindenden Körper und der in Thätigkeit gesetzten