Dasselbe kennen wohl auch andere, abseits stehende Völker, doch
zeigt sich in jenen Ländern in Form und Anordnung der Spirale
eine so grosse Übereinstimmung, dass eine getrennte Ausbildung
hier ausgeschlossen erscheint.
Wie und wo die Spirale entstanden ist, verliert sich im
Dunkel der Zeit. Flinders-Petrie (Kahun, Gurob and Hawara) weist
sie auf Königs-Siegeln schon in der 4. Dynastie (4000-3800)
nach. Auf chaldäischen Cylindern, die Hommel bis ins 5. Jahr-
tausend zurüekdatiert, trägt der löwenbezwingende Heros lange,
zu den Schultern herabfallende und hier in zwei grosse Spiralen
aufgerollte Haarstränge ein Motiv, das in äusserst sorgfältiger
Behandlung die ganze nachfolgende asiatische Kunst beibehält
und das in freierer Bildung auch in der ältesten griechischen
noch fortbesteht.
Weitaus am häufigsten tritt die Spirale als Zierde von Metall-
gegenständen auf, besonders dominiert sie auf diesen in der vor-
historischen Kunst nördlich der Alpen, wo sie sonderbarer Weise
niemals als Verzierung auf Thonvasen Verwendung fand. Sie
wurde entweder auf den Metallblechen mit dem Punzen von
rückwärts herausgetrieben oder auch, wie es fast stets im Norden
der Fall war, mit scharfen Werkzeugen auf der Vorderseite der
Utensilien haarscharf eingeschlagen.
Gemalt findet sich die Spirale in den Gräbern des neuen
ägyptischen Reiches, auf dem Rest einer tiryntischen Wand-
Verkleidung und auf den mykenischen Thongefässen. Dass sie im
alten ägyptischen Reiche eine besondere Rolle gespielt hat, ist
kaum anzunehmen, denn sie fehlt den ältesten Architektur-denk-
mälern vollständig 1) und bildet auch in ihrer leichtiiüssigen Form
den grössten Gegensatz zu den starren, geradlinigen Dekorationen
dieser Zeit. Eine andere, allerdings unlösbare Frage ist die, ob
die alten Chaldäer auf den Metallbekleidungen der Holzdecken
und der Thürpfosten ihrer Tempel, deren Herstellung sich schon
die ältesten Herrscher rühmen, nicht spiralartige Muster zur An-
wendung brachten. Sollten nicht die Säule vom Atreus-Schatzhause
und die Decke in Orchomenos direkt an diese Kunstübung sich
1) Meines Wissens findet sich
Kunst (Lepsius) nicht eine einzige
im grössten
Spirale.
Werke
über
die
ägypt,