sich seine Figuren zuerst in geraden, hauptsächlich den Mittellinien
der Körperteile entsprechenden Strichen vor und arbeitete, an
diesen beginnend, mit spitzen Instrumenten und solchen, die durch
Drehung eine kugelförmige Höhlung erzeugten, die Figur aus dem
Steine aus. Trotz dieser langwierigen, überaus mühsamen Arbeit
findet sich in den chaldäischen Figuren eine freiere Bewegung als
in den ägyptischen. Hin und wieder drücken auch einige Gestalten
auf älteren Cylindern eine Gemütsregung und feine Empfindung
aus, die in der ägyptischen Kunst vergebens gesucht werden. Die
Schönheit ägyptischer Ümrisszeichnung erreicht jedoch Chaldäa
nicht entfernt. Das Wenige, was die lntaglien an Pflanzen-
darstellungen bringen, lehnt sich sehr an die Naturformen an, ja
ist oft wie z. B. die Fruchthalme auf einem häufig abgebildeten
(Zylinder 1) getreue Nachbildung derselben. Absolute Symmetrie
Endet sich in keinem Falle.
Ein Vergleich der drei Künste ergibt die unnmstössliche
Thatsache, dass in Auffassung und Formgestaltung von Natur-
gebilden die mykenische Kunst der chaldäischen ungleich näher
steht, als der ägyptischen.
Die mykenischen Gefässmaler verschmähten Entwurf und
Konturzeichnung, mit leichtem- Pinsel setzten sie ohne weiteres
ihre oft komplizierten Muster den Gefasswänden auf. Einzelne
Motive wie Spirale, Rosette, Palmbäume etc. entlehnten sie andern
Künsten, verfielen dabei aber durchaus nicht in eine blinde Nach-
ahmung, sondern bildeten, ihrem künstlerischen Gefühle volle
Freiheit gewährend, diese Formen mehr oder weniger um und
gaben Neues in vielfältiger, durchaus selbständiger Weise dazu.
Aber bei allem frischen und genialen Schaffen konnten ihre
Dekorationen wegen zu sorgloser und willkürlicher Behandlung
im räumlichen Anordnen nur geringen Einfluss auf andere, mehr
Gebundenheit beanspruchende Künste ausüben. Und schliesslich
bereiteten diesen Verzierungen ihre Bildner selbst das Grab, indem
sie gegen Ende der Epoche figürliche Scenerien den Gefässen
aufmalten. Gegen solchen Schmuck musste die Pflanzendekoration
zurücktreten und konnte nur noch in untergeordneter Weise,
Perrot
F1 g.
260.