Die
älteste
Töpferei.
Unter allem, was uns die vorhistorische Zeit überliefert hat,
nehmen in Bezug auf Anzahl die Thonwaren die erste Stelle ein.
Es liegt dies einerseits an der Unverwüstlichkeit des Materials
und andrerseits an der schönen Sitte aller alten Völker. den Toten
Liebesgaben, darunter hauptsächlich Gefasse mit in das Grab zu
geben. 1) Auch setzte man, im Falle die Leiche verbrannt wurde,
die Asche derselben in thönernen Graburnen bei.
Mit dem Aufschwung, den die Altertums-Forschung in neuerer
Zeit erfahren hat, hängt die sorgfältige Sammlung dieser Grab-
funde zusammen, und fast jede grössere Stadt bewahrt heute in
Museen die dem bergenden Boden entnommenen Schätze, so dass
uns ein Herbeiziehen von Produkten der Naturvölker, die nicht
einmal alle mit der Töpferkunst vertraut sind?) hier erspart bleibt.
Zum Formen der Gefasse benützte man während des Stein-
alters nur die Hand; ein anderes Hilfsmittel, als vielleicht das
1) Gefässe von gewöhnlicher Töpferarbeit wurden dem Leichnam
zur Seite gestellt und enthielten Vorräte, die man ihm zur Reise in
ein anderes Sein mitgab.
Mariette, über die ältesten Gräber in Agypten.
Aus griechischen und etrurischen Gräbern hat man mehr als
20000 Vasen zu Tage gefördert.
In den Gräbern zu Hallstadt fand man 182 Bronze- und 1244
Thongefässe.
Die Mexikaner legten 1n das Grab eines Soldaten Schild, Schwert
u. s. w., in das einer Frau legten sie eine Spindel, ein Webersehiifehen
und ein Gefäss, sowie andere Gebrauchsgegenstände. In die Gräber
der Reichen legten sie Gold imd Juwelen; alle wurden aber mit Ess-
waren zu der grossen bevorstehenden Reise versorgt.
Bastian, die Kulturlander des alten Amerika.
2) Die Eskimos, Polynesier, Australier, einige nord- und süd-
amerikanische Indianerstämme und manch andere Naturvölker besitzen
noch jetzt oder besessen vor kurzem noch nicht die Kunst, Thongefässe
herzustellen. Die Eingeborenen am untern Murray kochen ihr Essen
in einer Erdvertiefung, die sie mit Thon bekleiden, auch überziehen