Volltext: Kunst und Künstler des siebzehnten Jahrhunderts (Bd. 2)

LODOVICO CARACOI 
BARTOLOMEO DULCINI. 
an 
Bologna, 
27. März 
1599. 
Dass ich das Geld nicht angenommen habe, als mir-EwJ-Ierrl, 
dasselbe bringen liess, hatte in nichts anderem seinen Grund, 
als dass ich in meinem Gewissen überzeugt war, dasselbe nicht 
verdient zu haben. Und das war meine Absicht, so lange das 
Bild nicht vollendet war, wenn ich es sodann wirklich anzunehmen 
gehabt hätte, wie mir Ew. Herr]. das freundliche Anerbieten 
machte. Nachdem ich aber aus Ihrem letzten Briefe ersehen 
habe, dass Sie erzürnt sein würden, wenn ich es nicht genom- 
men hätte, so habe ich sogleich von dem Herrn Falserio, im 
Namen des Erl. Grafen Ercole Bentivoglio, 16 Lire in Münze 
empfangen, und glaube fest, dass mir Ew. Herrl. nun so viel 
gegeben hat, dass ich mich wirklich schämen muss, mich wegen 
noch nicht stattgehabter Vollendung des Bildes zu entschuldigen. 
Doch genug davon, das nächste Mal will ich mehr von diesen 
Dingen schreiben. Es genügt mir, von Ihrer Gunst überzeugt 
sein zu dürfen, indem mir diese sehr am Herzen liegt. Damit 
empfehle ich mich und küsse Ihnen ergebenst die Hände. 
Der bei Bottari I. 267 abgedruckte Brief zeigt uns den 
Künstler in freundschaftlichem Verhaltniss zu Bartolomeo Dul- 
cini, einem kunstliebenden Kanonikus, der als einer der gröss- 
ten Verehrer der Caracci und ihrer Schule zu betrachten ist. 
In einer seiner Schriften bezeichnet er die drei Verwandten als 
eben so viele I-Ierkulesß die allein die sinkende Malerei aufrecht 
erhalten hätten. Er war im Besitz mehrerer Bilder, namentlich 
Lodovicds, die er in demselben Werke begeistert pries (Malv. 450). 
Malvasia ist nicht gut auf den Kanonikus zu sprechen, von dem 
er behauptet, sehr auffällig nach Bildern der Caracci getrachtet 
und sich dieselben oft auf schlaue Weise verschafft zu haben- 
Auch von Agostino, der ihm z. B. seiu Wappen auf seinem Silber- 
Zeug eingravirte, wusste er sich Mancherlei anzueiglleß, Zum
	        
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