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ihn und an meinen Vater der Tag van-flossen ist, so behalte ich
mir für die nächste Post vor, Ihnen Alles noch genauer zu sagen,
womit ich Ew. Herr]. die Hand küsse.
ANNIBALE CARACOI
2,1l
Lonovxco CARACCI.
Püfmü, 28. April 1580.
Wenn Agostino kommt, so soll er willkommen sein; wir
wollen in Frieden leben und uns mit dem Studium dieser schö-
nen Sachen beschäftigen. Aber um der Liebe Gottes willen!
ohne Zwistigkeiten zwischen uns, und ohne so viel Feinheiten
und Redereien! So wollen wir streben, uns in den Besitz jener
schönen Manier zu setzen, denn das soll unsere Aufgabe sein,
um eines Tages jene boshafte Bande todt zu machen, die hinter
uns her ist, als 0b wir Jemanden gemordet hätten. Die Gele-
genheiten zur Arbeit, die sich Agostino wünscht, finden sich
hier nicht, und dies scheint mir hier eine Stadt, so alles guten
Geschmackes baar, dass man es kaum glauben sollte; ohne
irgend eine Erheiterung noch Beschäftigung für einen Maler.
Ausser Essen, Trinken und Liebschaften denkt man hier an
nichts Anderes.
Ich habe Ihnen vor meiner Abreise versprochen, Rechen-
schaft über meine Empündungen abzulegen; aber ich gestehe,
dass es mir unmöglich ist, so verwirrt bin ich. Ich könnte zum
Narren darüber werden und bin innerlich ganz betrübt, wenn
ich mir blos in Gedanken das Unglück des armen Antonio vor-
stelle. Ein so grosser Mann wenn er ja ein Mensch, und
nicht vielmehr ein verkörperter Engel gewesen ist und hier
in einer Stadt verkommen zu müssen, wo er nicht verstanden
und bis zu den Sternen erhoben wurde! und hier elend ster-
ben zu müssen! Correggio wird immer meine Freude sein, und
Tizian! und wenn ich nicht auch noch dessen Werke in Venedig
zu sehen bekomme, so sterbe ich nicht zufrieden.