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Uebereinstimmung mit der Ansicht C. Gius. Rattfs in seinem
Briefe an Bottari, Bacc. VI. p. 189. Wie die ganze Angelegen-
heit die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen und namentlich der
Künstler in sehr hohem Grade erregt zu haben scheint, so sprach
sich auch eine allgemeine Freude über den für die Kunst ehren-
vollen Ausgang derselben aus, und Paggi erndtete viel Lob und
Anerkennung; unter den Briefen, die von hervorragenden Künst-
lern in dieser Absicht an ihn gerichtet worden sind, sollen
sich auch deren von Peter Paul Rubens und Anton van Dyk
befunden haben.
LODOVICO,
AGOSTINO
und
CARACCI.
ANNIBALE
ln der Einleitung ist die Stellung nachgewiesen, welche
die Erneuerung der Kunst durch die Caracci und ihre Schüler
zu der allgemeinen Umwandlung der Gesinnungen und An-
schauungen einnahm, die in Folge der Restauration des Katho-
licismus im Leben der italienischen Nation gegen den Schluss
des 16. Jahrhunderts stattfand. Wir haben hier die Gründer der
Schule noch nach ihrem persönlichen Charakter und nach ihren
speciellen künstlerischen Leistungen zu betrachten. Das Werk, das
Lodovico unternommen, war das einer Reform. Er ging von der
Ueberzeugung aus, dass der manieristische Zustand, in dem sich
die Kunst zu seiner Zeit befand, nicht haltbar wäre; er sah, dass
diesen Meistern der tiefere Gedankeninhalt sowohl, als die ge-
läuterte Form fehlte, durch welche die damalige Zeit, die sich in
der That in sich selber vertieft hatte, allein befriedigt werden
konnte. Wie jener Gehalt durch ein Zurückgehen auf tiefere
kirchliche Bedeutung gewonnen wurde, haben wir gesehen. Ein
ähnliches Zurückgehen fand nun auch in Bezug auf die künst-
lerische Darstellung und deren Mittel statt. Waren doch die
Manieristen, jenem hastigen und leidenschaftlichen Zuge der
Zeit, von dem wir schon früher gesprochen (Künstlerbr. l. 388),
so wie der eigenen Willkür Folge gebend, zu einer völligen
Vernachlässigung der Vorbilder gelangt, von deren äusserlicher
Nachahmung sie zunächst ausgegangen waren; hatte sie doch
das übermüthige Selbstbewusstsein grösster technischer Mei-
sterschaft dazu ermuthigt, sich ihren blossen subjektiven E119-
gebungen zu überlassen, S0 dass ihre Werke allerdings von einer
gewissen Kühnheit und von einem gewissen Schwußge Ware",
Künstler-Briefe. II. a