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scheute, um dieselben herbeizuziehen, wie er dem, auch keines-
Wegs auf Ersparniss sah, als er den Bandinelli herbeiholte.
Wenn es nun aber jetzt einem andern groggen Herrn einfiele,
Baroccio und Tintoretto dorthinzuberufen, oderÜZuccheri, B35-
sano, Muziano und Passerotto und viele andere, die hier in F10-
renz und anderwarts tüchtig und berühmt sind, würden diese
dann auch gezwungen sein, auf eine so erniedrigende Weise ge-
prüft zu werden? Und wenn es den Examinatoren gut schiene,
würden sie gezwungen sein, sich als Gehülfen zu ihnen zu-be-
geben? Es ist ein wahres Unglück, dass so viel treffliche Künst-
ler, die jetzt in Flor stehen, nicht gewusst haben, dass es dort
so weise und erfahrene Lehrer der Kunst giebt, denn in diesem
Falle wären sie gewiss wie toll nach Genua gestürzt, um aus
einem so reichen Quell so hoher Weisheit zu schöpfen!
Was nun den zwanzigsten Artikel anbetrifft, nach welchem
keine fremden Bilder eingeführt werden sollen, so will ich dar-
auf nur kurz antworten. Die Fürsten und Republiken verbieten
die Einfuhr solcher Dinge, von deren Erzeugung sich die Armen
erhalten. S0 zum Beispiel ist die Einführung von Seiden- und
Wollenstoffen in Florenz von ausserhalb verboten, und zwar mit
Recht, damit die Gesammtheit keinen Schaden darunter leide.
Was aber hat es mit der allgemeinen Wohlfahrt eines Volkes zu
thun, ob fremde Bilder eingeführt werden, und was macht man
also ein so grosses Geschrei darüber? Vielmehr behaupte ich,
dass eine solche Maassregel zum Nachtheil der Stadt ausfallen
würde, in Bezug auf deren Ausschmückung, denn man würde
fortan nicht mehr nach den Bildern so vieler ausgezeichneter
Meister verlangen, welche die hauptsachlichste Zierde der pracht-
vollsten Paläste ausmachen. Sollten aber die Maler sagen, sie
wollten die Einführung nicht verbieten, sondern nur, dass um
ihre Erlaubniss dazu gefragt werde, so können sie allerdings die
Absicht haben, sie zu geben. Nun können sie dieselbe aber auch
nicht geben wollen, oder wir, wenn wir auch könnten, sie nicht
annehmen, denn es ist weder anständig noch vernünftig, dHSS
ein dortiger Herr, wenn er eine gute Meinung von mir hat und,