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der nstummen Poesie" sehr handgreiflich dargestellt in einer
malenden weiblichen Gestalt, der der Mund verbunden ist.
Paggi erndtete übrigens mit seinem Werk, das den Ansichten der
Zeit vollkommen entsprochen zu haben scheint, allgemeinen Bei-
fall. Giorgio Vasari, der Nachkomme des Giorgio Vasari aus Arezzo,
schrieb ihm am 4. August 1607 einen Brief voll Lob und Aner-
kennung (von Baldinucci bezweifelt Opp. XI. und auch von
dem Dichter Gio. Batista Marini wird ein Brief aus derselben
Zeit erwähnt, wonach in jener Schrift vi piu bei lnmi dell" arten
enthalten seien. Soprani a. a. O. 130. Man war mit Lobeserhe--
bungen der Freunde damals eben so wenig sparsam, als mit
Scheltworten, wenn es Nebenbuhlern oder Gegnern galt. Heftig-
keit, Uebertreibung und persönliche Leidenschaft sind hervor-
ragende Züge der gesammten Zeitrichtung (s. S. 24).
G10. BATISTA PAGGI
an
GIROLAMO PAGGI.
Florenz,
1590.
Ich habe gehört, wie es Euch mit den Malern ergangen
ist, und glaube, dass wir zur Beschämung jenes Tölpels von
(Bernardo Castello) Sieger bleiben werden. Dieser ist mir feind
geworden, weil ich ihm einmal in brüderlicher Weise meine
ehrliche Meinung über zwei seiner (Bilder) geschrieben habe, die
hierher gelangten, und die mir so traurig vorkamen, dass ich
mich in meinem Gewissen für verpflichtet hielt, ihm etwas dar-
über zu sagen; auf der anderen Seite aber weiss er auch, wie
sehr ich ihn bei jenen Herren und Edelleuteu gerühmt habe,
mit denen sich die Gelegenheit zu sprechen ergab. Wenn es
auch aus keinem andern Grunde wäre, so würde er mir schon
deshalb hoch verpiliehtet sein. Wer aber einem Esel den Kopf
wäscht, verliert Zeit und Seife. Vielleicht werde ich ihm eines
Tages, wenn aller Streit beendet ist, einen ganz allmuthigen
Brief schreiben, der Euch zum Lachen bringen soll unterdess
kämpft nur lustig weiter. Ziehen sich Jene zurück und es