durch nichts schärfer das Verhältniss Zuccaro's zu den Meistern
der Blüthezeit bezeichnen. Und dieser traf damit, wie jener
vollkommen den Geschmack der Zeit. Unglaublich rasch, wie auf
dem Gebiete der Poesie, hatte sich auch auf dem der bildenden
Kunst diese Umwandlung vollzogen. Beide Erscheinungen sind
für die Geschichte der modernen Bildung gleich wichtige Wie
sehr übrigens gerade dieses Verallgemeinern und Entindividuali-
siren in der Kunst und Ansehauungsweise Zuccaro's begründet
lag, geht u. a. aus den Lehrsprüchen hervor, die er in der
besten Absicht den Akademikern von S. Luca bei seinem Rück-
tritt vom Präsidentenstuhl hinterliess.
All 'arte del disegno spirito ed ingegno.
Per essere compito disegno e colorito.
Senza grazia non mai altrui grato sarai.
Pastositä e dolcezza condisce ogni bellczza.
Usa con avvertenza 1a molta diligexlza.
Fuggi Taffettazione se vuoi far cose buone.
A molte cose vale chi 2a universale.
Sia di studio fornito chi vuol esser compito.
Decoro ed onestä dan segno di hontä.
Chi imita il vero ä a1 {in maestro intiero.
Or se sarete intenti a questi üVVGTÜIIIBHÜ
O nobil' intelletti diverrete perfetti.
I1 {ine ä di studiare non {inir non cessar mai.
I-lier ist Alles allgemein gehalten; nirgends positiver Gehalt,
nirgends ein fester Anhaltspunkt. Es ist Alles damit gesagt
und gar nichts. Dem Künstler soll Alles damit gegeben wer-
den, dessen er zu seiner Ausbildung bedarf, und ihm wird für
seine wirkliche Ausbildung positiv nichts geboten. Wie anders
dagegen jenes Sonett des Agostino Caracci, das den Inbegriff der
akademischen Lehrmethode enthäilt und das überall auf positive
Eigenschaften und bestimmte Vorbilder hinweist. (S. u. Erläute-
rung zu Nr. 10.) In diesem seinen Sinne aber hat Zuccaro in an-
erkennenswerther NVeise für die Kunst zu wirken gesucht. Unter
mehren Schriften, die er in den spätem Jahren seines Lebens
geschrieben, befindet sich ein Brief an die Fürsten und Herren
seiner Zeit, in welchem er dieselben ermahnt, die Künste zu be-
schützen und zu fördern. Er glaubt, dies sei am besten durch
Akademien zu erreichen. vNVenn ich auchu, sagt er in dieser
Beziehung am Schluss des Briefes, wnur einer der Geringstefl "l
der Kenntniss dieser Studien bin, und auch nicht die Reich-