einem tieferen Bedürfniss der Zeit beruhend, jene Kunstweise
bald durchaus verdrängen sollten. WVir haben diese Bestre-
bungen, und die in ihnen hervortretenden Gegensätze in der
Einleitung geschildert uud deuten hier nur noch einmal darauf
hin, um die Stellung Zuccaro's innerhalb der Bewegungen seiner
Zeit anschaulich zu machen. Kugler nennt ihn, bei Anerkennung
seines bedeutenden Talentes, "nüchtern und trivial, in einem wi-
derwärtig geleckten Wesen befangem und deutet auf die Ueber-
einstimmung zwischen seiner Malweise und der Art hin, in der
er seine Ansichten über die Kunst ausgesprochen hat. Mir ist
bis jetzt sein Buch ßldea de' Pittori Scultori e Architettin noch
nicht zugänglich geworden, doch scheinen die von Kugler aus
Lanzi (IV. 126) entlehnten Anführungen von wintellektiven und
formativen Begriffen, von substantiellen Substanzen, von der
Philosophie als metaphorisch-gleiehnissartiger Zeichnunga u.s.w.
allerdings zu der Aeusserung zu berechtigen: "Gerade so hohl
und aufgeblasen wie diese Worte, sieht die Mehrzahl ihrer Bilder
ausni Kugler, Geschichte der Malerei II. 82. Indess trägt auch
in Bezug hierauf die Zeit einen grossen 'l'heil der Schuld mit.
Er, wie ein grosser Theil der Manieristen, war ein Kind sei-
ner Zeit, und folgte den Strömungen derselben nach, gerade
wie die Caracci sich von den kräftigeren Gegenströmungen in
derselben tragen liessen. Dass letztere die kräftigeren, tiefer
berechtigten waren, begründete den Sieg der neuen Kunstweise,
der übrigens Zuccaro nie eigentlich feindlich gegenüber gestanden
hat, wie aus dem nachfolgenden Briefe an Lodovico Caracci her-
vorgeht. Ueberhaupt gab er sich in seinem Sinne redliche Mühe
um die Förderung der Kunst. Rafael hielt er hoch in Ehren;
als Scipione da Gaeta einmal ein Bild desselben restaurirt hatte
und es wagte seinen Namen darauf zu setzen, ging ihm Zuccaro
mit einer solchen Entrüstung zu Leibe, dass es zum Hand-
gemenge zwischen ihnen kam. NVenn er Rafael für seine Zeit in
der ihr am meisten verständlichen hohlen und verallgemeinern-
den Weise paraphrasirte, so konnte er eben nicht anders. Er
that mit Rafael und Michel Angele, was Berni mit dem Orlando
inamorato des Bojardo. wWenn man ein wenig tiefer eingeht, so
wird man finden, dass der Autor allenthalben statt des Indivi-
duellen ein Allgemeingültiges, statt des rücksichtslosen Aus-
druckes einer schönen und lebendigen Natur eine Art von
gesellschaftlichem Decorum untergeschoben hat, wie sie die
damalige und die spätere italienische Welt forderten. Dies sagt
Ranke von dem Verhaltniss des Berni zum Bojardo. Man könnte