Die Rektoren der pia confraternita dei laici di S. Maria della
Misericordia zu Arezzo hatten schon im Jahre 1572 dem Ginrgie
Vasari ein Altarbild für die Kapelle der Pieve d'Arezzo aufge-
tragen, die kurz vorher nach den Zeichnungen dieses Meisters
vollendet worden war. Nach dem bald darauf eintretenden Tode
des Künstlers wenden sich die Rektoren am 22_ J nli 1574 an den
Gesandten oder Agenten der Stadt Arezzo in Florenz, Mr. Nofri
Roselli, mit der Bitte, ihnen einen Maler zu empfehlen, der diese
Arbeit gut ausführen könne und wolle. Roselli scheint sie auf
den damals in hohem Ansehen stehenden Federigo Barocci aus
Urbino aufmerksam gemacht zu haben, denn am 30. Oktober
schreiben sie an diesen Künstler, es würde ihnen sehr ange-
nehm sein, wenn er die Gewogenheit haben wolle, das Bild für
die Kapelle der Kollegiatkirche der h. Jungfrau, genannt la pieve
di Arezzo zu übernehmen. (Si degnasse accettare di dipingere
vgl. Künstler-Briefe S. XXXII.) Es solle darauf das Mysterium
der Barmherzigkeit oder ein anderer auf die h. Jungfrau, die
Fürsprecherin der Stadt Arezzo bezüglicher Gegenstand darge-
stellt werden. Sie erwarten seine Antwort und bitten ihn, Nä-
heres über die Art der Herstellung und sein Honorar anzugeben.
Der Künstler antwortet unter dem 5. November. Der Gegen-
stand schiene ihm nioht recht passend; er schlüge ihnen die
Verkündigung, die Assumtion oder die Visitation vor. Sie möch-
ten sich darüber entscheiden; für die Ornamente aber möchten
sie sich einen Andern suchen, da diese zu besorgen nicht sein
Geschäft sei. Nun entspinnt sich eine Korrespondenz, von der
Gualandi in seiner Baccolta 26 Briefe bekannt gemacht hat, und
aus der hier nur das Wichtigste zur Erläuterung des obigen
Briefes hervorgehoben werden mag. Nach mancherlei Verhand-
lungen kam endlich der Vertrag über das Bild zu Stande, und
am 30. December 1575 erkundigen sich die Rektoren bei dem
Künstler, wie weit er mit demselben vorgerückt sei (Gual. p. 148).
Barocci antwortet am 10. Februar 1576, er habe immerfort daran
gearbeitet, Zeichnung und Kartons seien fertig. Auf erneuerte
Anfrage meldet er ihnen am 2. Juni, dass er nun endlich mit
vieler Mühe die passenden Tafeln gefunden und ihnen die wim-
primiturau, wohl die erste Grundirung, gegeben habe. Uebrigens
habe er alle anderen Aufträge und Arbeiten von der Hand ge-
wiesen (p. 151). Aehnliche Anfragen und Auskünfte wiederholen
sich bis zum April 1578, und zwar von" beiden Seiten in feiner
und artiger Weise gehalten. Dann aber scheinen die Vorsteher
des Baues doch unmuthig geworden zu sein, und sie verweiger-
li