FEDERIGO BAROCCI an die Vorsteher der Layenbrüderschafl
von S. Maria della Misencordla zu Arezzo.
Urbino,
1578.
November
Ich habe in den vergangenen Tagen Ihren Herren Vorgän-
gern einen Brief geschrieben, worin ich sie um die 100 Scudi
ersuchte, welche mir dieselben als zweite Abschlagszahlung
schuldeten. Ich habe darauf von ihnen eine Antwort erhalten,
welche mich in der That in die grösste Unruhe versetzt hat.
Denn sie sagten mir darin, sie würden mir kein Geld mehr
schicken, da sie gefunden hätten, dass ich die Tafel binnen
Jahresfrist beendigen müsste. Und da dieselbe nun noch nicht
fertig, sie aber am Ende ihrer Amtsthätigkeit seien, so wollten
sie mir kein Geld mehr geben, sondern Eww. Herrll. davon
benachrichtigen. Ich habe Ihren Herren Vorgängern darauf zu
erwidern, dass in dem Instrument allerdings steht, dass ich die
Vollendung des Bildes in Zeit eines Jahres versprochen habe,
nichtsdestoweniger aber wissen die Herren aus jener Zeit, dass
ich auf keine Weise versprechen wollte, die Tafel in einer be-
stimmten Frist fertig zu machen, indem ich bei meinem Unglück
nicht Herr über mich selbst bin, noch mich zu irgend etwas
Bestimmtem verpflichten kannl). Ihre Herrll. meinten darauf,
der Kontrakt liesse sich nicht abschliessen, ohne eine bestimmte
Frist zu stellen; indess sollte dies ganz meiner Bequemlichkeit
überlassen bleiben, und als ich ihnen sagte, sie möchten lieber
zwei Jahre schreiben, obschon ich kaum glaubte, dass diese
genügen würden, so erwiderten sie mir, es würde dies den
l) Ne permettermi
Künstler-Briefe. H.
OOSä
alcuna.